Stimmen zur Situation in bayerischen Krankenhäusern
Die gesamte Dienstzeit in beengten und schweißtreibenden Schutzanzügen stecken, Masken, die direkt vor dem Mund sitzen, weil die anderen nicht verfügbar sind. Oder nur in manchen Kliniken, die rechtzeitig Vorsorge getroffen haben, wie z.B. die Unikliniken in München.
Krankenschwestern aus Bayern berichten:
„Ich hatte letzte Woche auf der normalen Intensivstation Nachtdienst, ein Patient verstarb. Bei ihm wurde der Corona-Virus nachgewiesen. Ich wurde zunächst nicht getestet, weil das dann ein Arbeitsunfall wäre und die Kosten aufs Krankenhaus gehen. Eine Ärztin hat mitgeholfen, dass doch ein Test durchgeführt wurde. Das Ergebnis kam erst mehre Tage später, solange musste ich aber ganz normal arbeiten. Mein Urlaub nach Ostern wurde mir nicht gewährt, obwohl er schon bewilligt war. Wegen Personalmangel. Manche Schicht in der Schutzkleidung ging vorbei, ohne dass ich mal aufs Klo gehen konnte. Geschweige denn für eine Essenspause.“
Keine Spaltung - Zulage von 500 € für alle!
Aus einem anderen Krankenhaus wird berichtet:
„Söder hat vollmundig versprochen, dass jede Pflegekraft 500 € bekommt. Ich bin alleinerziehend mit zwei Kindern und kann aus diesem Grund nur halbtags arbeiten. Zahlreiche Pflegekräfte sind für drei Monate in Vollzeit wieder rekrutiert worden als Aushilfen, die Verantwortung für deren Tätigkeit liegt aber bei mir als eingearbeitete Teilzeitkraft – und ich soll nur die Hälfte der Prämie kriegen! Das ist doch ein Unding – Söder hat für „jede“ Pflegekraft die 500 € versprochen.“
Ganz junge Pflegekräfte tragen größte Verantwortung
Aus einer anderen Klinik berichtet eine junge Krankenschwester über den Einsatz von zahlreichen Krankenschwestern aus Leihfirmen. Die gar nicht voll eingearbeitet sind, gerade ausgelernte Kräfte haben die gesamte Verantwortung. Zusätzlich sind die Kantinen geschlossen. Die Regierung hat versprochen, dass die Pflegekräfte Essen bekommen. Es ist teilweise minderwertig (weiße Semmeln mit einem dünnen Belag), der Gipfel aber ist, dass Leihkräfte kein Essen bekommen sollen. Und auf manchen Stationen ist es sogar verboten, Essen von zuhause mit zu bringen.
„Ich musste bei der Essensausgabe darauf bestehen, dass die Leihkräfte auch Hunger haben und essen müssen – die Frau an der Ausgabestelle hatte Mitleid und gesagt, aber nur heute.“
Der Frauenverband Courage unterstützt die Kampagne von Ver.di nach 500 € Zulage für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen und fordert:
- Alle heißt alle – und zwar 500 € monatlich!
- Mehr Personal für die Kliniken!
- Ausreichend Schutzkleidung und Ruhezeiten und flächendeckende Testung aller Beschäftigten!
- Abschaffung der Fallpauschalen – vollständige, kostendeckende Finanzierung der Gesundheitsversorgung!
Diese Forderungen gehören am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Weltfrauen für die Rechte der Arbeiter*innen, sichtbar und hörbar in die Öffentlichkeit getragen – nicht nur im Internet, sondern in Fenstern, an Balkonen und in geeigneter Form auf der Straße!
Thema des nächsten Courage-Magazins ist „Krankes Gesundheitswesen – was tun?“
Berichtet, wie sich Beschäftigte und Patient*innen zusammenschließen, in der Gewerkschaft, im Frauenverband Courage.
Berichtet über Diskussionen und Pläne. (Redaktionsschluss: 26.5. ).
Wir wissen: Nur gemeinsam und nur im Kampf werden wir Veränderungen erreichen. Die Zeit ist günstig.
Gerade jetzt ist es wichtig, sich zu organisieren in der Gewerkschaft, aber im überparteilichen Frauenverband Courage!
Dokumentiert:
Nachrichtenarchiv - 05.04.2020 06:30 Uhr
Söder kündigt 500 Euro für jede Pflegekraft an
München: Bayern will den Einsatz der Pflegekräfte in der Corona-Krise honorieren. Wie Ministerpräsident Söder in der "Bild am Sonntag" angekündigt hat, werden alle Pflegekräfte im Freistaat einen Bonus von 500 Euro bekommen. Außerdem gibt es nun in allen Krankenhäusern, Pflege- und Altenheim kostenlos Essen und Getränke für die Beschäftigten. Der CSU-Chef hat sich auch nochmals für ein riesiges Konjunkturprogramm und flächendeckende Steuersenkungen ausgesprochen. Wenn die erste Phase mit Soforthilfen und Bürgschaften überstanden ist, brauche man ein vitales Konjunkturprogramm in ähnlicher Größenordnung, sagte Söder. Der Soli müsse schneller und für alle abgeschafft werden. Und die Einkommensteuer sollte laut Söder insgesamt sinken, damit möglichst viele Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche haben. Die Automobilindustrie müsse mit einem eigenen Programm gestärkt werden - diesmal nicht mit einer Abwrack-, sondern mit einer Innovationsprämie, so der Ministerpräsident.
Quelle: B5 aktuell Nachrichten, 05.04.2020 06:30 Uhr
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