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Kindesmissbrauch: "Betroffenheit hilft den Opfern nicht!" PDF Drucken E-Mail
OFFENER BRIEF der Lobby für Mädchen - Köln

Betroffenheit hilft den Opfern nicht
In den siebziger Jahren griff die Neue Frauenbewegung das Thema Sexualisierte Gewalt (vor allem, aber nicht ausschließlich) an Mädchen und Frauen auf und brach damit ein Tabu. Hier in Köln gab es dazu im November 1987 die erste wegweisende bundesdeutsche Fachtagung von Frauen und in der Folge bundesweit Initiativen, um Hilfeangebote zu konzipieren und umzusetzen. Die sexualisierte Gewalt wurde deutlich als Machtmissbrauch definiert und die Familie als nicht sicherer Ort für jedes Kind entlarvt.
Das patriarchale System an sich wurde kritisiert und dies trug nicht zuletzt dazu bei, dass engagierten Frauen -und auch den Opfern- häufig sehr viel Abwehr und Anfeindung entgegengebracht wurde. Dennoch hatten sie das Thema ans Licht geholt und sowohl eine fachliche wie auch eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst.
Nun erleben wir eine zweite Aufdeckungswelle und dieses Mal sind Kirche und Schule, sind Institutionen betroffen, und es stehen überwiegend Jungen als Opfer im Mittelpunkt. Erwachsene Männer berichten über schreckliche Erfahrungen, die ihnen in ihrer Kindheit und Jugend widerfahren sind und unter denen sie Jahre, Jahrzehnte gelitten haben und leiden. Wir erfahren täglich durch die Medien von neuen Enthüllungen, die Zahl beschuldigter Institutionen steigt unentwegt, die Diskussion um Zusammenhänge und Hintergründe verzweigt sich immer mehr. Die Politik tritt auf den Plan von der Bildungs- bis zur Justizministerin, Runde Tische sollen gebildet werden, Gesetzesänderungen werden diskutiert und Entschädigungen gefordert. Was bei alledem völlig außen vor bleibt ist der reale Mangel an Beratung und Begleitung für Mädchen und Jungen, die heute als Opfer aktuell erlebter sexualisierter Gewalt Hilfe suchen.
Es gibt kein dem Bedarf entsprechendes Hilfeangebot für diese Mädchen und Jungen! Es gibt auch keine ausreichende Finanzierung für die Präventionsarbeit. Die Mädchenberatungsstelle der LOBBY FÜR MÄDCHEN als spezialisierte Form der Erziehungsberatung arbeitet mit circa 30% Prozent ihrer jungen Klientinnen zum Thema sexualisierte Gewalt, hilft Missbrauch zu beenden, begleitet Aufarbeitung, stabilisiert für die Alltagsbewältigung und unterstützt im Falle –häufig lang andauernder und belastender- strafrechtlicher Verfahren. Diese Arbeit sichern die zuständige Kommune und das Land nicht einmal zur Hälfte ab! Nachdem Sexualisierte Gewalt in den siebziger Jahren Gegenstand der öffentlichen Debatte wurde, ist vergleichsweise wenig geschehen, um zu tief greifender gesellschaftlicher Aufarbeitung und konkreter Hilfe für die Opfer zu kommen.
Bevorzugt werden temporäre und plakative Präventionsprojekte gefördert, die unter dem Motto „stärken“ die Mädchen und Jungen selbst in die Pflicht für ihre Sicherheit nehmen.
Eine dem Bedarf entsprechende Angebotsstruktur an Beratung und Begleitung für Mädchen und Jungen sowie ein nachhaltiges Präventionsangebot wird nicht gefördert. Politikerinnen und Politiker, die sich wirklich gegen sexualisierte Gewalt engagieren wollen, müssen sich dem endlich stellen!
Institutionen, denen es ernst ist, mit dem Schutz der ihnen anvertrauten Mädchen und Jungen, müssen sich öffnen für fundierte und langfristige Präventionsarbeit als fest implementierten Bestandteil ihrer Arbeit! Pädokriminelle Täter verursachen große Schäden, individuell (nicht zufällig hat die Psychoanalytikerin Ursula Wirtz ihr Buch zum Thema „Seelenmord“ genannt) und gesellschaftlich. Sie verursachen Schäden für deren Heilung oder Linderung sie in der Regel keinen Beitrag leisten, auch finanziell nicht. Wer die Opfer nicht ihrem Leid überlassen will, muss Druck auf die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger machen, die Finanzierung eines dem Bedarf entsprechenden Hilfeangebotes zu beschließen und umzusetzen!
Betroffenheit, Runde Tische und Gesetzesänderungen allein helfen den Opfern nicht!
12.3.2010, www.lobby-fuer-maedchen.de
 

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