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Die faire Milch PDF Drucken E-Mail
Ein Jahr nach dem frauenpolitischen Ratschlag: Schwarzwaldbäuerinnen kämpfen immer noch für „Die faire Milch“

Anknüpfend an den sehr interessanten Beitrag kämpferischer Milchbäuerinnen beim frauenpolitischen Ratschlag 2010 machten sich einige Frauen von Courage Tübingen und Reutlingen an einem frühen Samstagmorgen auf den Weg in den Südschwarzwald, nach Elzach-Katzenmoos. Wir wollten uns vor Ort informieren über die aktuelle Situation dieser Frauen und ihrer Familien, die eines unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel produzieren, deren Einkommen und Existenz als Familienbetrieb aber nach wie vor gefährdet ist – und waren tief beeindruckt von einer Fülle an kompetenten Insider-Informationen!

Wir Städterinnen haben den streng durch-organisierten Alltag von drei Frauen kennengelernt, die nicht nur fit sind in Betriebsführung, Buchhaltung, Melktechnologie, Futtermittelqualität und „Herden-Management“, sondern angewiesen auf ein Zusatzeinkommen durch Imkern, Brotbacken, Heidelbeerzucht, Holz- und Christbaumverkauf, Teilzeitarbeit als Floristin etc. Wir können nicht glauben, dass ein Betrieb in der Größenordnung vom Hof unserer Gastgeberin Martina – also mit ungefähr 40 Kühen, die ca. 200.000 Liter Milch im Jahr liefern, nicht Existenz sichernd sein soll. Das sei, sagen die Bäuerinnen, „so erwünscht“.

Denn bisher bestimmen regionale Molkereigenossenschaften, Milchkonzerne und (EU-)Agrarpolitiker den (Dumping)Preis für die Milch. Viel Geld bleibt an der Molkerei-Verwaltung hängen, der kleinste Teil kommt beim Erzeuger an. Die Frauen sind wütend, dass sich der Großteil der Bauern das gefallen lässt: Nirgendwo sonst, sagen sie, liefert ein Erzeuger sein Produkt einfach ab und lässt andere darüber bestimmen, wie hoch der Erlös dafür ist. Mit verheerenden Folgen:
Wir erinnern uns an die Demonstrationen und den Hungerstreik von Milchbäuerinnen vor dem Kanzleramt in Berlin im Mai 2009. Der Preis der Milch war durch Subventionen und Überproduktion so weit gesunken, dass sie für den Erzeuger nichts mehr wert war. Folgerichtig wurde sie von den Bauern wie Abfall entsorgt – 7.000 Liter Milch auf einer Wiese vor dem Agrarministerium in Bonn. Diese Aktion wirkte verstörend auf viele Verbraucher und die TV-Bilder sind bis heute unvergessen.

Seit 1969 gibt es das Marktstrukturgesetz, das landwirtschaftlichen Betrieben erlaubt, sich zu Erzeugergemeinschaften zusammenzuschließen, flexibel auf die nachgefragte Milchmenge zu reagieren und damit den Preis für ihr Produkt selbst zu bestimmen. Ungefähr ein Drittel der Bauern bundesweit haben die Chance erkannt und sich seit 1998 im BDM  (Bundesverband deutscher Milchviehhalter) organisiert, einem basisdemokratischen, überparteilichen Verband aktiver Milchviehhalter, der sich europaweit vernetzt.

Gleichzeitig schließen sich Erzeuger regional zusammen, um ihr hochwertiges Produkt selbst zu vermarkten - zu einem kostendeckenden Preis. „Die faire Milch“ wird mittlerweile in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern produziert und vertrieben. Auch die Schwarzwälder Milchbäuerinnen kämpfen dafür, dass ihre gentechnikfreie Milch aus artgerechter Tierhaltung unter diesem Label fair verkauft werden kann.
Bisher weigert sich allerdings ihre Molkereigenossenschaft, die Milch abzufüllen!

(siehe auch unter: www.die-faire-milch.de, www.milch-board.de.)

Sabine, Courage Tübingen
 

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