Reisetagebuch: März 2012
Am Rande des Vorbereitungstreffens für den 10. Frauenpolitischen Ratschlag 2012 fand ein Europatreffen der Weltfrauenkonferenz statt. Die anwesenden französischen Vertreterinnen luden den Bundesvorstand des Frauenverbandes Courage zu einem Besuch nach Paris ein. Die Einladung wurde gerne angenommen. Gertrud Maahs vom Bundesvorstand und Ingeborg Damaske, Courage-Frau aus Saarbrücken, bildeten die Courage-Delegation.
Donnerstag, 8.3.12 – letzte Vorbereitung Gertrud reist am Abend in Saarbrücken an. Beim gemeinsamen späten Abendessen sprechen wir unsere Vorhaben für die nächsten drei Tage ab. Von der vom Bundesvorstand vorbereiteten Grußadresse werden Kopien zum Mitnehmen gemacht. Gertrud wird sie in Französisch auf dem Fest der »Inselfrauen« vortragen! Wir nehmen noch weiteres Werbematerial unseres Frauenverbandes mit (Zeitschriften, Material zum 8. März, Anti-AKW-Karte, Flyer vom Frauenpolitischen Ratschlag, Courage-Fahne zum Verschenken). Aus Saarbrücken haben wir Geschenke aus dem Rathaus der Landeshauptstadt und der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden des Saarlandes dabei. Alles wird im Koffer verstaut – es kann losgehen. Wir sind aufgeregt, denn als „Delegation“ betreten wir Neuland. Freitag, 9.3.12 – Internationaler Frauentag in Paris Um 8 Uhr fuhren Ingeborg, ihre Schwester Waltraut als Begleitperson und Gertrud in nur 1 Std.50 Min. mit dem ICE nach Paris, um mit den „Inselfrauen“ den Internationalen Frauentag gemeinsam in ihrem Stadtteil zu feiern. Bei frühlingshaftem Wetter kamen wir am Gare de l`est /Paris an. Wir hatten etwas Zeit, das Pariser Flair zu genießen und peu à peu in Richtung Innenstadt bis zur Seine zu schlendern. Die Veranstaltung unserer Gastgeberinnen sollte erst um 18:30 Uhr beginnen. Am Nachmittag fuhren wir mit der Metro und dem Vorstadtzug zur l’Ile Saint Denis, um uns mit unseren Gastgeberinnen zu treffen und auf dem Rathausplatz bei der „hommage au combat des femmes du monde“ teilzunehmen. Schon vor der Veranstaltung lernten wir im „Salon du The“ die ersten „Inselfrauen“ kennen. Wir stellten uns als Delegation von Courage aus Deutschland vor und es gab ein großes Hallo und freudige Begrüßung. In diesem Stadtteil leben Menschen aus 42 Nationen. Das ist ein großer Reichtum an Erfahrungen und spiegelt sich auch bei den „Inselfrauen“ wider. Mitgliedsfrauen zahlen 5 Euro Jahresbeitrag. Die Veranstaltung vor dem Rathaus Aoma verteilte Kerzen an alle und wir bildeten um ihr Transparent einen großen Kreis. Zur Musik des Liedes „Todo cambia“ tanzte eine junge Frau mit einem großen „Erdball“ in den Händen die Rathaustreppe herunter. Die Frauengruppe hatte ein Interview gemacht mit Frauen aus dem Stadtteil zu Aussagen, was sie nicht mehr wollen und was sie stattdessen fordern. Sie berichteten, dass einige 2011 auf der 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen waren. Da haben sie erlebt, dass weltweit die Frauen gleiche Wünsche haben, dass sie eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen und vor allem für die Kinder fordern. Über Lautsprecher riefen wir: „So-, So-, Solidaritée avec les femmes du monde!“ Wir antworteten mit dem Ausruf aus Venezuela: „Vamos mujeres - olé, olé, olé!“ Wir stellten uns und unseren Frauenverband Courage vor, bedankten uns für ihre herzliche Einladung und betonten, dass es der 1. Internationale Frauentag nach dieser Weltfrauenkonferenz in Venezuela ist und dort schon unser „Netz“ geknüpft und eine Vereinbarung getroffen wurde, weltweit 3 gemeinsame Kampftage im Jahr zu begehen. Um eine engere Zusammenarbeit in Europa, speziell mit Frankreich und dem Frauenverband Courage her zu stellen, lud Courage-Saarbrücken die „Inselfrauen“ zum 1. Mai oder 25.November 2012 in ihre Stadt ein, um mit ihnen dort gemeinsam auf die Straße zu gehen. Die Versammlung vor dem Rathaus diente auch zur „Soirée conviviale“ am nächsten Tag im Saal neben dem Rathaus einzuladen mit dem Titel „on veut le pain et les roses“ (wir wollen Brot und Rosen), zu dem die Frauen nach der Veranstaltung noch zum Schmücken verabredet waren. Wir wurden zu unseren Gastgebern begleitet, wo wir gemeinsam einen Imbiss einnahmen und später unsere Schlafquartiere aufsuchten. Samstag, 10.3.12 – das Fest Nach dem Frühstück trafen wir den inzwischen angekommenen Chor aus Duisburg zu einem gemeinsamen Spaziergang. Die Frauengruppe hatte ein Mittagessen vorbereitet zum gegenseitigen Kennenlernen. Um 16 Uhr war gemeinsamer Fototermin auf der Rathaustreppe. Am Nachmittag begann das Fest mit dem Titel „On veut le pain et les roses“. Es war mit anderen Initiativen und Gruppen vorbereitet worden. Das Programm beinhaltete eine Vernissage zu Frauenportraits, einen Modenschau-Vortrag, selbstverfasste Gedichte, Tombola, Vorstellung der „Inselfrauen“, Auftritt des Chores, Vorstellung von Courage, Tanzdarbietungen, Buffet und zum Abschluss Tanz für Alle. Die afrikanischen Frauen hatten ihre schönsten bunten Kleider angezogen zum Fest, das mit einer Foto-Vernissage mit vielen Frauenportraits der Stadt eröffnet wurde. Nach der Begrüßung berichteten die Frauen von ihrer Alltagssituation und aus der Arbeit ihrer Gruppe. Die Nähgruppe zeigte in einer Modenschau ihre wunderschönen bunten Kleider. Es wird gemeinsam Lesen und Schreiben gelernt und eigene, selbstverfasste Gedichte wurden vorgetragen. Sie treffen sich auch zum Kochen, eine Tanzgruppe führte nach afrikanischen Trommeln ihre Folkloretänze vor. Mit dem offenen Mikro wurden anschließend die Besucher zur Diskussion eingeladen, der Chor Todo cambia sang verschiedene Lieder und „Brot und Rosen“ mit einer Strophe in französischer Sprache zum Mitsingen. Wir stellten uns als Besucherinnen aus Deutschland vom Frauenverband Courage vor, bedankten uns für die herzliche Einladung und trugen unser Grußwort in französischer Sprache vor. Wir sprachen kurz von der Weltfrauenkonferenz und der wichtigen Zusammenarbeit in der kämpferischen Frauenbewegung, national und international, wie unser Verband arbeitet und von unseren vielfältigen Erfahrungen, die wir gerne mit den „Inselfrauen“ austauschen möchten, um gegenseitig von einander zu lernen. Wir wünschen uns sehr, mit ihnen enger zusammen zu arbeiten, um die Verbindung der Frauen weltweit zu stärken und weiter auf zu bauen. Am 15.-16. September ist der 10. Frauenpolitische Ratschlag in Ludwigsburg in Deutschland. Dazu luden wir alle „Inselfrauen“ ganz herzlich ein. Wir würden uns sehr freuen, sie dort wieder zu sehen. Zum Schluss überreichten wir unsere Courage-Fahne und die Gastgeschenke. Die Frauen begrüßten unseren Besuch sehr und bedankten sich bei uns, ja, sie waren sehr stolz darauf! Ihr vielseitiges, leckeres Buffet sorgte nach den vielen kulturellen Genüssen auch für einen kulinarischen Genuss. Beim anschließenden Tanz konnte man viele strahlende Gesichter sehen – das war ein rundum gelungenes Fest! Sonntag, 11.3.12 - Pariser Flair Wir waren nach dem Frühstück zu einer kleinen Stadtbesichtigung mit dem PKW eingeladen. Die Entfernungen der diversen Sehenswürdigkeiten – Paris zwischen arm und reich – liegen doch weit auseinander. Aber wir konnten von Paris einen sehr schönen Eindruck erhalten, beim Eifelturm sind wir kurz ausgestiegen. Danach musste der Duisburger Chor seine Rückreise antreten, wir Courage-Frauen hatten noch einige Stunden Zeit, Paris für uns zu erkunden. Wir flanierten auf den Champs-Elysées, in den Galerien und zum Abschluss fanden wir ein nettes Lokal im „Quartier Latin“, um auch noch ein schönes französisches Essen zu genießen. Nach diesem erfüllten Tag traten wir die Rückreise nach Saarbrücken an, wo wir mit 1-stündiger Verspätung um 22 Uhr ankamen, etwas müde – aber sehr begeistert. Wir freuen uns auf den Frauenpolitischen Ratschlag im September in Ludwigsburg. Spätestens da werden wir einige der couragierten „Inselfrauen“ wiedersehen. Es war total spürbar an diesem Wochenende: Frauen verbinden Welten – Frauen kämpfen international!
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