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Courage - der Name soll Programm sein und das besondere Profil des Verbandes kennzeichnen: überparteilich und international, solidarisch und demokratisch – ein Zusammenschluss von Frauen jeden Alters und jeder Tätigkeit.  Weiterlesen

Taslima aus Bangladesh besucht Courage PDF Drucken E-Mail

 

altTagebuch über den Besuch von Taslima...

7.5.12 - Tag des Abschieds

Morgens um 6 Uhr holt Renate Taslima ab, um sie nach Düsseldorf zum Flughafen zu bringen. Nach einem herzlichen Abschied geht auch diese für uns alle lehrreiche und schöne Zeit zu Ende!

 

P.S. Taslima bedankte sich beim Frauenverband Courage, dass wir ihr einen Einblick in unsere Arbeit, unser Leben und unser Land gegeben haben und dass sie die Möglichkeit erhielt, auch andere Aktivitäten, Organisationen und Einrichtungen kennen zu lernen. Nach allem, was sie hier erlebte, schickte sie an ihre Organisation eine E.mail: "Ich bin hier in einem kämpferischen Gebiet von Deutschland!"

 

6.5.12 in Gelsenkirchen
Um 11 Uhr findet ein Abschiedsbrunch im Courage-Treff statt. Die Frauen hatten wieder mal ein schmackhaftes und abwechslungsreiches Essen gezaubert. Auch Taslima hat ein Essen ihrer Heimat gekocht, welches uns ganz schön zum Schwitzen brachte, wegen der Schärfe – aber es hat köstlich geschmeckt.
Sie erzählte noch einmal vom Leben und Arbeiten der Frauen ihrer Heimat und musste noch viele Fragen der Frauen beantworten. Nachdem Linda vom Bundesvorstand die Abschiedsworte gesprochen hatte, haben wir noch gesungen. Taslima hatte sich das Lied „Glückauf, der Steiger kommt“ gewünscht, dass sie bei den Bergarbeiterfrauen gehört hatte und welches ihr so gut gefiel. Seyran schenkte ihr noch eine CD mit dem Lied. Auch von anderen Frauen erhielt sie noch kleine Erinnerungsgeschenke. Der Brunch endete mit dem Lied „Brot und Rosen“ und dem Versprechen, in Kontakt zu bleiben.

5.5.12 in Gelsenkirchen
Taslima war sichtlich erleichtert, dass der heutige Tag etwas ruhiger angegangen wird. Nach den täglichen Berichten, die sie schreibt und Fotos, die sie sortiert, die vielen neuen Kontakte festhält und zuordnet, besprachen wir, was auf dem Programm steht: Ein Besuch bei People to People (einem Laden, der für Völkerfreundschaft steht und Kunsthandwerk verschiedener Länder vertreibt, Gruppenreisen anbietet) und ein traditionelles Gericht für den Brunch kochen.
Bei People to People wurden Mitbringsel gekauft. Das große Sortiment an fortschrittlicher Literatur war für sie nicht ganz so interessant, weil alles nur in deutsche Sprache war. Das Buch „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“ kannte sie und bekommt von Linda die englische Fassung. Begeistert haben sie die bunten Bilder aus Peru, jedes Musikinstrument wurde ausprobiert, welche Töne diesem zu entlocken sind.
Auf dem Markt kauften wir die Zutaten für das Gericht, dabei „gestand“ sie, dass sie eigentlich nicht traditionell kochen kann, aber mit meiner Hilfe eine „Taslima-Micha-Kreation“ zaubern würde. 3 Stunden zerkleinerten wir Fleisch, Fisch und Gemüse, würzten, was das Zeug hält und – waren zufrieden. Sonst war der Tag ausgefüllt mit Wäsche waschen, Koffer packen, Vorbereitungen auf den Sonntag.

4.5.12. in Gelsenkirchen
Es ist 5.30 Uhr. Mit der Courage-Fahne und  Kamera, ohne Frühstück, setzten Taslima, Adelheid (übersetzt) und ich (Michaela) uns in Bewegung, um den Warnstreik der IG-Metall zu unterstützen. Bei Küppersbusch, einem Großküchenhersteller war der Treffpunkt für alle Gelsenkirchener Metallbetriebe. In dem Tarifkampf sind die Hauptforderungen „6,5% mehr Lohn, Unbefristete Übernahme nach der Ausbildung und bessere Rechte für die Leiharbeiter“. Am Abend zuvor besprachen wir mit Taslima, wie die Situation der Arbeiter und ihrer Familien in Gelsenkirchen ist und baten sie bei der Demo von den Textilarbeiterinnen aus Bangladesh zu berichten. Wir wurden von einem Vertrauensmann der IG-Metall herzlich begrüßt und bekamen ein leuchtend rotes Käppi und eine Trillerpfeife. 2 jüngere Arbeiter berichteten, dass sie, bevor sie bei Küppersbusch befristet eingestellt wurden, 3 und 5 Jahre als Leiharbeiter arbeiteten. Nach der Ausbildung wurden sie nicht übernommen und es blieb ihnen nichts anderes übrig, wenn sie nicht arbeitslos werden wollten, jeden Job anzunehmen. 14-15 Stunden am Tag zu arbeiten war keine Seltenheit. Eine Frau, die in der „Vorführküche“ arbeitet, freute sich, uns Courage-Frauen zu sehen und noch einmal mehr über einen Gast aus Bangladesh. Es entwickelte sich eine kurze Diskussion über die unterschiedlichen Erfahrungen im Kampf um höhere Löhne und das Recht auf gewerkschaftliche Organisiertheit. Der Platz füllte sich. Taslima war ständig auf Motivsuche und fing die Stimmung mit ihrer Kamera ein. Mit ca. 600-700 Metallern und Unterstützer/innen zog eine kämpferische Demo Richtung Innenstadt. Am offenen Mikro sprach dann auch Taslima vom Streik der Textilarbeiterinnen, der erfolgreich 30€  Monatslohn erkämpfte, sehr hart geführt wurde und sie sich solidarisch mit den Forderungen der Arbeiter erklärt. Das machte Eindruck. Ein Arbeiter von TRW meinte: „Ja, man muss international gemeinsam kämpfen. Heute hat sogar eine Frau aus Bangladesh zu uns gesprochen.“
Um 7 Uhr trifft Renate am Musiktheater ein, wo der Demonstrationszug beendet wird. Jetzt wird erst mal gefrühstückt. Danach setzt sich Taslima wieder an den Computer, schläft wieder etwas, während ich meine Hausarbeit mache.

Um 12  Uhr gehen wir zum Zoo. Als wir den Zoo betreten, werden wir geknipst und man sagt uns, das man ein kleines Bild als Schlüsselanhänger daraus macht, welches wir später abholen können. Dann beginnt unsere Rundreise  bei herrlichstem Wetter durch die Zoom-Erlebniswelt. Wir halten uns darin ca. 4 Stunden auf. Gerade als wir vor dem Rentiergehege ankamen, erleben wir die Geburt eines Rentieres mit. Taslima ist ganz entzückt, denn so etwas lässt sich beim Besuchsprogramm nicht planen. Bevor wir den Zoo verlassen, holen wir den Schlüsselanhänger ab und Taslima freut sich über dieses nette Erinnerungsstück.
Anschließend bereitet Brigitte einen köstlichen Fischauflauf vor, den wir uns dann mit gutem Appetit schmecken lassen. Bei einem Gläschen Wein lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren.

3.5.12 in Gelsenkirchen
Früh um 8.30 Uhr wird Taslima zu mir (Brigitte) gebracht von Seyran, einer Courage-Frau aus Herne, wo Taslima tags zuvor war. Ich zeige ihr erst mal meine Wohnung, wie so eine deutsche Frau alleine wohnt. Dann gehen wir zu meinem Doktor, denn ich hatte ein Rezept bestellt. Ich erkläre ihr das deutsche Gesundheitssystem. Als nächstes zeige ich ihr gleich nebenan den Arbeitsplatz von Renate, wo sie Teilzeit arbeitet. Anschließend fahre ich mit ihr zum Kindergarten, wo ich an diesem Tag - wie vorgesehen - vorlese. Eine Erzieherin spricht englisch und zeigt ihr währenddessen die vielen Gruppenräume und den Außenbereich. Dann sitzt sie bei mir und hört und sieht zu, was ich mit den Kindern mache.
Wir fahren zur Apotheke und lösen das Rezept ein und so weiß sie, dass wir 5 € dafür bezahlen müssen. Weiter geht es nach Buer in die „Creperie“, wo wir auf die Renate stoßen. Jetzt haben wir alle erst mal Hunger. Taslima  möchte etwas zum Nachwürzen, da ihr
unsere Speisen doch alle etwas zu wenig gewürzt sind. Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir noch ein paar kleinere Besorgungen in der Stadt.
Nachdem Taslima sich ausgeruht hatte, haben wir gemütlich Kaffee getrunken.
Um 18.30 Uhr geht es dann zum Courage-Zentrum, wo die Frauen sich treffen, um über die Landtagswahlen zu diskutieren. Es wird eine lebhafte Diskussion, die mit dem Schreiben eines Leserbriefes an die Zeitung beendet wird.

2.5.12 in der Bergarbeiterstadt Herne

Ich habe Taslima heute morgen abgeholt. Wir haben uns mit einem kleinen Imbiss gestärkt und uns unterhalten, wie wir den Tag gestalten. Dann ging sie mit Klaudia schwimmen. Nach einer Ruhepause waren wir in einem kleinen Heimat- und Naturkundemuseum. Es war ein Besuch mit Kindern geplant, aber es konnte am Ende nur ein Kind kommen. Nach einem Spaziergang am Rhein-Herne-Kanal haben wir uns in einem mongolisch-chinesischen Restaurant mit unserer Courage-Gruppe getroffen, uns unterhalten und kennen gelernt. Es wurden viele Fragen an Taslima gestellt. Warum ist sie hier? Was macht sie in ihrer Heimat beruflich und politisch? Alle diese Fragen hat sie geduldig beantwortet. Dann haben wir die Bergarbeiterfrauen-AG vorgestellt: Aus Herne fünf Frauen. Die AG gibt es seit ca. 3 Jahren. Wir treffen uns regelmäßig alle drei Monate. Wir wollen den Frauen den Rücken stärken, voneinander lernen und uns für die Zukunft unserer Familien und Kinder einsetzen. Im Mittelpunkt steht der Erfahrungsaustausch, dass sich die Frauen kennen lernen und über ihre Sorgen und Fragen sprechen, um sie gemeinsam zu lösen.
Wir berichteten ihr: Es gibt Pläne der Bundesregierung, den Steinkohlebergbau in Deutschland noch vor 2018 stillzulegen, damit die Energiemonopole und RAG-Töchter EVONIK/ Mingas und Anthrazit Ibbenbüren aus den stillgelegten Zechen Gas mit dem Fracking-Verfahren gewinnen können. Zum Thema Gasfracking haben wir eine Informationsveranstaltung durchgeführt, die auf großes Interesse gestoßen ist. Wir sind der Meinung, dass Bergarbeiterfrauen und die Frauenbewegung zusammen gehören, deshalb werden wir in 2013 in Perú an der internationalen Bergarbeiterkonferenz teilnehmen. Zum Schluss haben wir alle zusammen das Steigerlied gesungen.

1. Mai 2012 in Köln
An der 1. Mai-Demo beteiligten sich etwa 8.000 bis 10.000 Menschen, aus Gewerkschaften, Parteien und die verschiedensten Organisationen. Der Frauenverband Courage war mit Taslima mitten drin. Auch in Bangladesch gibt es wie überall auf der Welt an diesem Tag große Demonstrationen. Auf dem Abschlusskundgebungsplatz hatten wir vom Frauenverband Courage einen Stand aufgebaut. Wir stellten Taslima auch unserer Standnachbarin Mina Ahadi vor. Mina Ahadi setzt sich seit Jahren gegen die Steinigung von Frauen in Iran ein.
Die Courage-Frauen und Taslima waren  zur 1. Mai-Feier von ICOR und MLPD eingeladen worden. Es war eine Veranstaltung mit internationalen Gästen und einem informativen und schönen Programm. In diesem Rahmen hat Taslima auch von dem mutigen und langjährigen Kampf der Minen-Arbeiter von Fulbari berichtet. Er zeigt Wirkungen weit über seine Grenzen hinaus und gibt anderen Arbeiterinnen und Arbeitern Mut, sich für feste Arbeitsplätze und gegen Leiharbeit aktiv zu werden.

30.4.12 in Wuppertal
Und was dürfen wir Taslima an einem Montag auf keinen Fall vorenthalten? Die Montags-Demo gegen Hartz IV und für die Stilllegung aller AKWs - weltweit!
Und so gehen wir gemeinsam dorthin. Nicht nur als Aktivistin, auch als Fotojournalistin findet sie hier viele Motive, aufmerksame Zuhörer/innen, staunende Kinder vor dem Lautsprecher oder Redner/innen am Offenen Mikrophon.
Natürlich stellen wir auch unsere Gastfrau vor und ihre Erfahrungen werden mit großem Interesse verfolgt: In Bangladesh gibt es keine AKWs, aber andere Auseinandersetzungen wie die gemeinsamen Kämpfe und Aufstände der armen Bauern, Arbeiter und Umweltschützer in dem Gebiet „Fulbari“ in Nord-Bangladesh, die 2006 erfolgreich verhinderten, dass der Tagebau eines Britischen Energiekonzerns ihre Region zerstört und das Trinkwasser abgräbt.
Unser Fazit: Über zwei verschiedene Kontinente hinweg verbindet uns das gleiche Interesse – unser Engagement für ein würdiges Leben, den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und eine bessere Zukunft!
Wieder ein Montag, der Mut gemacht hat...

29.4.12 in Wuppertal
Der Besuch des Engels-Haus, das Museum der Frühindustrialisierung in Wuppertal ist ein großer Wunsch von Taslima. Ein sachkundiger Freund, unterstützt von einer Übersetzerin, führt uns durch die verschiedenen Stationen von Engels (1820-1895).

Die Führung beginnt an dem Gedenkstein, an dem einst das Geburtshaus stand. Nicht weit entfernt bestaunen wir das große faszinierende Denkmal - in weißen Marmor gehauene Arbeiterhände, die ihre Ketten sprengen - 1981 geschaffen von dem fortschrittlichen Künstler Hrdlicka nach dem Aufruf im Kommunistischen Manifest: „Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen!“

Marx und Engels waren die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und zeigten schon vor 150 Jahren eine Perspektive zur kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung auf.
Kritisch wurde angemerkt, dass das Museum sich hauptsächlich auf die Vergangenheit bezieht und nur wenig Bezug zu der heutigen Situation nimmt, obwohl die Lehren von Marx und Engels heute von größter Bedeutung sind: Es gibt weltweite Ausbeutung – nicht nur in Bangladesh, auch in Deutschland – und den Mehrwert, der aus der menschlichen Arbeitskraft heraus geholt wird, eignen sich die Kapitalisten überall an. Aber es wächst auch der internationale Kampf der Arbeiterschaft und der Widerstand gegen Unterdrückung wie z.B. bei den streikenden Textiler/innen in Bangladesh, wovon Lima schon ausführlich berichtete.
Die Schrift von Engels „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“  ist Lima bekannt, in ihrer Organisation machen sie u.a. dazu wöchentlich eine Lesegruppe.
Im Museum existieren noch die uralten Webstühle. Der ohrenbetäubende Fabriklärm  führte u.a. dazu, dass in Wuppertal die erste Gehörlosen-Schule gegründet wurde. Auch eine große Zeituhr zeigt den Tagesablauf der arbeitenden Kinder, die erst nach vielen Arbeitsstunden in der Fabrik zur Schule gehen konnten.
Alles in allem – ein sehenswertes Museum.
Lima bedankt sich: „Ich freue mich sehr, im Heimatland von Marx und Engels zu sein (wir auch!).
Dann zeigen wir Lima die Schwebebahn und schweben mit ihr ein Stück über die Wupper. Interessant zu sehen am Wupperufer sind die noch erhaltenen, alten Fabrikgebäude aus Ziegelstein oder neue, schön angelegte Ufertreppen.
Weiter geht es zu Fuß zum Courage-Zentrum. Dort heißen wir Lima herzlich und singend willkommen. Nicht zuletzt genießen wir eine kleine „Bergische Kaffeetafel“, von anderen Courage-Frauen schon liebevoll vorbereitet. Und dabei gibt es nichts, was Lima nicht probiert: dark bred, cake, cheese, coffee, sweet bred.
Und es gibt jede Menge Erfahrungsaustausch – über die Lage der Textilarbeiterinnen in Bangladesh oder die Erfahrungen einer Courage-Frau als 14jährige Textil-Arbeiterin in Wuppertal. Dabei werden nicht nur die Unterschiede, sondern vor allem die Gemeinsamkeiten in unseren beiden Ländern deutlich, auch im Sinne von Engels: „Wir haben eine Welt zu gewinnen!“

28.4.12 in Essen

Mit Courage- und einer internationalen Fahne „bewaffnet“ gingen wir mit Lima zur Protestaktion der Antifaschist/innen: "Gegen rassistische Hetze: Kray stellt sich quer!

"Aus einer Hetzkampagne unter dem Motto „Freiheit statt Islam“ besteht der ganze
Landtagswahlkampf der faschistoiden, rassistischen Partei „Pro NRW“. Mit Aufmärschen vor Moscheen in 20 Städten und der Ausstellung islamfeindlicher Karikaturen setzen diese Hetzer, denen zu den wirklichen Problemen der Menschen nichts einfällt, rein auf Provokation und Spaltung. Erste Station war am 28.4. Kray, wo sich ihnen ein breites Bündnis entgegenstellte, „Pro NRW“ malt das Gespenst einer angeblich bevorstehenden Übernahme der Weltherrschaft durch den Islam an die Wand – obwohl die realen Probleme der Menschheit durch die Weltherrschaft des internationalen Finanzkapitals verursacht werden. Denn sie vertreten im Grunde dieselbe menschenverachtende Weltsicht wie der Massenmörder Breivik, der gerade vor Gericht steht." (aus: Aufruf von „Essen steht AUF“)
Kray ist ein kleiner Stadtteil in Essen, die Moschee ist unauffällig in einem ehemaligen Bahnhof. Polizei und Bundesgrenzschutz haben alles so geordnet und abgesperrt, dass wir von „Pro NRW“ keinen Menschen zu Gesicht bekamen.
Umso erfolgreicher und erfreulicher war, das alle antifaschistisch eingestellten Organisationen ((SPD, Linke, MLPD, DKP, Grüne, Gewerkschaften, Essen steht AUF usw.), die evangelische und katholische Gemeinde, die religiösen und nichtreligiösen türkischen Familien, alle Generationen vieler Nationen gemeinsam und lautstark protestierten. Selbst Taslima war beeindruckt, obwohl sie ja viel größere Demos gewohnt ist.
Da ich von fast allen teilnehmenden Organisationen Leute kannte, konnte ich sie mit Lima bekannt machen. Alle freuten sich über die Teilnahme einer Frau aus Bangladesh. Es war mein „erstes Mal“  als Bodyguard. Gerade bei diesem Anlass durfte ich Lima nicht aus den Augen lassen. Sie rannte ständig rum, weil sie unbedingt alles fotografisch einfangen wollte. Sie ging sehr nah an die Demonstranten und die Polizei mit ihrer Kamera. Schließlich kam einer vom Bundesgrenzschutz und fragte sie nach ihrem Ausweis. Sie hatte ihn nicht dabei! Er sagte, dass er sie nun eigentlich zur Polizeiwache mitnehmen müsste, aber ließ uns dann doch gehen mit dem Hinweis, dass die Fotos nicht ins Internet gestellt werden dürfen, auch zum Schutz der Demonstranten. Wir haben daran nicht gedacht: Lima muss immer ihren Pass dabei haben. Und Nahaufnahmen von Demonstranten der „1. Reihe“ sollten wirklich nicht ins Netz gestellt werden. Die Nazis suchen danach, um dann die Antifa-Aktivisten zu bedrohen, einzuschüchtern oder auch wirklich anzugreifen.
Viele Demonstranten sprachen uns speziell wegen der Courage-Fahne an, die sie toll fanden, und fragten nach Infomaterial.
Nach der Demo machten wir eine kleine Pause, bevor wir uns zur Veranstaltung des Frauennetzwerks Gelsenkirchen gemeinsam mit dem Landesverband Courage aufmachen wollten. Lima wollte sich dafür ihre landesübliche Kleidung anziehen. Wir sind alle ein bisschen aufgeregt, ob alles klappt, was wir verantwortlich übernommen haben: Die Multimedia-Show von Taslima, die Technik, die Übersetzung, den Transport...

27.4.12 in Essen

Man mag viel von multikultureller Vielfalt und Toleranz sprechen: was wir an diesem Abend zelebrierten, wurde zur gelebten Völkerverständigung. Um fünf nachmittags war schon viele von unserer Gruppe anwesend, einige rückten – so wie ihnen ihr Berufsalltag erlaubte – erst später dazu. Bei den Vorbereitungen – eine Art Abschiedsmahl an Taslimas letzten Abend bei uns in Essen – half jeder mit: an den Tischen wurde fleißig Gemüse geschnippelt und dabei bildeten sich immer wieder kleinere Diskussionsrunden, die für anregende Gespräche, Fragen und Antworten Raum boten und dem schönen Ziele dienten, uns gegenseitig näher kennenzulernen. Auch Taslimas „Pictures“ lagen aus, so bot sich jedem auch noch einmal die Möglichkeit, die Bilder näher zu betrachten und zur Entstehungsgeschichte, zu Details und Hintergrund Fragen zu stellen. Fe verwöhnte uns mal wieder mit einem ihrer leckeren Eintöpfe. Das Dessert übernahmen diesmal ich mit meiner ungarischen Landsmännin Judit: es gab Topfenpalatschinken, gefüllt mit süßen Rosinen und Quark. Aber selbst die Zeit, die ich in der Küche am Herd, mit Pfanne in der Hand verbrachte, war eine spannende, sehr unterhaltsame: es war rührend, den lebhaften Gesprächen zu lauschen, dem ganzen babelschen Sprachenwirrwarr, bei dem Taslima zuliebe auf Englisch, Nicole wegen auf Französisch diskutiert wurde, aber die Übersetzungen aus dem Deutschen sich oft erst über die Brücken im Persischen oder Ungarischen ihren Weg zum Adressaten gebahnt hatten. Herrliche Sprachspiele boten nicht selten Anlass für Gelächter und sorgten für beste Laune und witzige Momente. Nach dem gemeinsamen Essen an der riesigen Tafel, an der jeder von uns Platz hatte, zeigte uns Taslima eine Dia-Show ihrer Bilder, nicht zuletzt auch als Generalprobe für ihre Samstagspräsentation in Wuppertal. Schön, dass bei der Lösung technischer Probleme mit dem Beamer gar mein Sohn Daniel, der mit seinen 11 Jahren zweitjüngster unserer Runde war, wirksam mithelfen konnte. Da Taslima ihren Laptop dabei hatte, konnte sie uns zusätzlich zu ihren Bildern über das Leben der Textilarbeiter auch ein weiteres Projekt vorstellen: sie dokumentierte stellvertretend für viele „single mothers“ das Leben einer Bekannten in Washington und erzählte uns dabei von den gesellschaftlichen Vorurteilen und den Schwierigkeiten, mit denen diese Frau alltäglich zu kämpfen hat. Shamla war so freundlich und übersetzte uns Taslimas Vortrag ins Deutsche. Taslima hatte einige CD’s von Interpreten ihres Landes mit, deren fernöstlichen Klänge, abgespielt auf Susannes Laptop, für eine richtig stimmungsvolle musikalische Untermalung sorgten. Zum Höhepunkt des Abends wurde sogar kurz getanzt. Gemeinsam sangen wir „We shall overcome“, auch Lima kannte das Lied. Zum Abschied gab es herzliche Umarmungen und viele, viele Fotos, mit Taslima in unserer Mitte.
Auf meinem Heimweg war ich glücklich, an diesem Abend Teil gehabt zu haben an der großen Tafel der Gemeinschaft.

26.4.12 in Essen

Heute sind wir zum Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ gefahren. Taslima interessiert sich sehr für die Geschichte der Großindustrie und die Situation der Arbeiterinnen und ihrer Familien hier. Wir haben uns das riesige Gelände angeschaut und dann die Jubiläums-Ausstellung  „200 Jahre Krupp“. Zum Glück ist sie auch in Englisch betextet, denn diese ökonomischen und politischen Spezialbegriffe hätte ich kaum übersetzen können. Einiges musste richtig gestellt oder ergänzt werden, aus der Sicht der „kleinen Leute“. Wenn mir die Worte fehlten, fragte ich Besucher, die sich freuten, dass sie helfen konnten. So haben wir alle eine Menge gelernt z.B. über die Art, wie Krupp v.a. durch die  Ehefrauen versuchte, die  Belegschaft und ihre Familien an sich zu binden mit tollen sozialen und architektonischen Werken wie eigener Konsum, Werkssiedlungen usw. Wenn die Arbeiter allerdings nicht so funktionierten wie geplant, hatten sie plötzlich nichts mehr, keine Wohnung, keine soziale Absicherung. Krupp war maßgeblich beteiligt, den Hitlerfaschismus in Deutschland zu fördern. Die Bomben, die die Krupparbeiter herstellten, wurden z.B. an die USA verkauft und trafen dann wieder in Deutschland ein in Form der Bombardierung von Städten und Menschen - jeder kennt das Beispiel  Dresden. Die Nazi-Parole von der Frau an Heim und Herd, das Mutterkreuz für die Frau mit den meisten Kindern verblasste in dem Moment, wo die Waffenherstellung für den 2. Weltkrieg gefährdet war, weil die Männer an die Front gezwungen wurden. Fast die gesamte Produktion  wurde von Frauen gemacht, egal wie viele Kinder sie hatten. Das waren aber nicht nur deutsche Frauen, sondern eine Masse Zwangsarbeiterinnen. Heute hat Krupp keine Produktionsstätten mehr in Essen, nur seine Unternehmenszentrale.
Für die Mittagsverpflegung habe ich schwäbische Brezeln mitgebracht, eine Spezialität aus meiner Heimat. Taslima freute sich richtig darüber! Wir kauten im beeindruckenden Schatten des riesigen Förderturms, zwischen stillgelegten Zechenbahnschienen und wildwüchsiger Natur und tauschten uns über unsere  Lebensläufe aus.
Auf dem Heimweg bat ich sie noch, uns aufzuschreiben, was sie gut oder nicht so gut fand bei uns in Essen, denn wir wollen für Besuche anderer Gastfrauen daraus lernen.

Unser wöchentliches Frauencafé: 16 Frauen aus 4 Nationen von 6-83 Jahren kamen. Lima erzählte die Geschichten zu ihren Fotos. Sie will nicht nur die Schattenseiten der Textilarbeiterinnen in Bangladesh zeigen, sondern auch ihren Kampf und Alltag. Die Fotos sind von großer Professionalität und schön als Kunstwerk. Trotzdem oder gerade deswegen erschütterten uns die Bilder der im Werk eingesperrten blutjungen Frauen, die grade mal 30 Euro im Monat verdienen oder dass 12 Menschen, Jung und Alt  in einem winzigen Zimmer schlafen. Die Fotos einer riesigen Demonstration, bei der die Frauen eindeutig „den Hut auf hatten“ erfüllten uns mit Stolz auf unsere Schwestern und bestärkten uns in unserer unerschütterlichen internationalen Solidarität - wir wären dabei gewesen! Doch der Anlass war sehr traurig: Eine junge Arbeiterin war sehr krank, durfte aber weder zum Arzt noch nach Hause, um sich auszuruhen. Sie starb aufgrund dieser unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Und das löste den Massenprotest aus, um diese Zustände endlich zu beseitigen! Die Fotos regten uns zu heftigen, auch kontroversen Diskussionen an. Erinnerungen der Frauen an den Hitlerfaschismus, der Trümmerfrauen, die Deutschland  wieder aufbauten usw. kamen auf. Klar wurde aber, dass jede Frau Courage braucht, egal wo sie lebt. Und dass ein Verband wie unser nicht nur in Deutschland jede Frau braucht, sondern überall in der Welt gebraucht wird. Das ist auch ein Grund, warum Taslima unseren Frauenverband  besucht und darüber freuen wir uns besonders!
Tanja, unsere Übersetzerin, kam abgehetzt von der Arbeit und Versorgung ihrer Kinder, futterte schnell noch mit uns. Das typisches Ruhrpott-Essen wollte sich auch Lima nicht nehmen lassen: Pommes/ Hähnchen oder Bratwurst und die leckerste Currysoße von Barbara!

Besuch einer Veranstaltung in Gelsenkirchen mit Monika Gärtner-Engel und Liza Maza aus den Philippinen.
Tanja aus Essen schreibt, was sie persönlich nach der Veranstaltung beschäftigt hat:
"Sorry, ich kann nur Details meines Eindruckes aufschreiben. Es fehlen mir viele Details und Informationen, sowohl auch "Background"-Kenntnisse.
Bei der Versammlung gab es überwiegend Frauen, die mit großem Interesse und tiefster Aufmerksamkeit die Berichte von 2 philippinischen Frauenaktivisten gehört haben. Das Leben der Frau in Philippinen ist mehr als schwer. In der Gesellschaft, wo Probleme der Frau ignoriert und respektlos behandelt werden, hat die Frau es nicht leicht. Schweren Herzens hört man über die Lage der Frauen, die sich nicht scheiden lassen dürfen, die gezwungen sind als Prostituierte zu arbeiten, dass das philippinische Nationalbudget zum größten Teil durch im Ausland arbeitende Emigranten unterstützt wird. Der Erfolg im Kampf für eigene Rechte geht nun langsam, aber sicher voran... Erstaunlicherweise sind eine der aktivsten Unterstützerinnen dieses schweren Kampfes deutsche Frauenaktivistinnen. Denn die 2 Länder Philippinen und Deutschland mit einander zu vergleichen ist genauso schwierig, wie den blauen Himmel mit der schwarzen Unterwelt. Es ist ja selbstverständlich, dass die Philippina sich durchzusetzen versuchen, denn sie haben nichts zu verlieren, die Deutschen dagegen haben äußerlich alles, was eine Frau sich nur vorstellen kann, selbst an der Spitze der Deutschen Macht ist eine Frau.
Desto erstaunlicher und bewundernswerter ist die Tatsache, dass deutsche Frauen das Gefühl und Verständnis für das Leid von anderen haben, die von Wohlhaben und klaren gesellschaftlichen Strukturen entfernt sind, dass sie diejenigen mit Leidenschaft und Herz unterstützten, die dringend Hilfe brauchen. Auch die deutsche Frau hat vieles erkämpfen müssen, im Verlangen nach stärkerer Gerechtigkeit geht dieser Kampf auch weiter.
Viel Kraft und Geduld wünsche ich den Asiatinnen und Europäerinnen weiter, denn  trotz des geografischen Unterschieds sind die Frauen aller Welt sich einig: Alle wollen nur Brot und Rosen!!! Für mich persönlich war das Treffen eine Bereicherung!"

25.4.12 in Essen

Besuch im Museum Folkwang mit Viktoria. Nicole brachte Taslima um 11 zum Courage-Zentrum, wo die beiden von Fe und mir empfangen wurden. Fe erwies uns einen freundlichen Fahrdienst, setzte Nicole am Bahnhof ab und brachte uns zum Folkwang Museum. An der Rezeption gab es eine unangenehme Überraschung: wir erfuhren, dass die Poster-Ausstellung, die wir uns so gerne angeschaut hätten, ausgerechnet in diesen Tagen geschlossen hat. Zum Glück gab es dafür aber attraktive Alternativen, so auch eine temporäre Ausstellung namens „Der Mensch und seine Objekte“, die die Entwicklung der Fotografie vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart mit etwa 250 Beispielen aus der fotografischen Sammlung des Museums zeigt und dabei das Porträt in den Mittelpunkt stellt. Taslima durchwanderte die Räume interessiert, kannte das Werk einiger Künstler und machte sich bei dem einen oder anderen Bild Notizen. Zu einigen der Fotografen konnte sie mir spannende biografische oder technische Details erzählen. Über die ausstellenden Künstlern, deren Werk ich gut kenne - vor allem den Ungarn wie Brassai, Moholy-Nagy oder Robert Capa – konnte ich mich zum Glück mit dem einen oder anderen kleinen Detail bei Taslima revanchieren.Im zweiten Teil unseres Museumsbesuches durchstreiften wir die ständige Ausstellung und bewunderten dabei Werke so großer Meister wie Picasso, van Gogh, Matisse, Gauguin, Cezanne, Miro, Dali. Uns beiden fiel unangenehm auf, wie unprofessionell dieser Bilderschatz präsentiert wird: riesige, klobige, überdominante Rahmen, die die Werke regelrecht erdrücken und eine Verglasung, die das Licht sehr störend reflektierten.

Gegen 14 Uhr verließen wir das Museum und begaben uns zur U-Bahn-Station Bismarckplatz. Unterwegs setzten wir uns kurz auf eine Treppe und diskutierten über die Lebensbedingungen der Frauen in Bangladesch und in Deutschland. Wir tauschten uns aus. Man bedenke und staune: Bangladesch ist nicht einmal halb so groß wie Deutschland, bringt es aber auf stolze 142 Mio. Einwohner! Alleine in der bengalischen Hauptstadt Dhaka wohnen 10 Mio. Menschen: so viel also, wie in Ungarn insgesamt im ganzen Land!
Am Bismarckplatz stiegen wir dann in die U-Bahn und fuhren eine Haltestelle zum Hauptbahnhof. Die Ausschilderung „Berliner Platz“ erblickend, fragte Taslima hoffnungsvoll, ob man denn von hier aus direkt nach Berlin fahren könne? Na ja, das konnten wir dann kurzerhand klären. Im Thai-Schnellrestaurant absolvierten wir das Mittagessen.
Taslima fand das Motto „von  Religion bis Revolution“, das die Überparteilichkeit - das Spektrum von Courage - ausdrückt, sehr interessant. Deshalb ging sie auch am Nachmittag mit Nicole in ihre Kirche. Mehr interessierte sie sich aber für „Revolution“ und von daher für die öffentliche Studiengruppe der MLPD. Die MLPD hat dafür den Raum in unserem Courage-Zentrum gemietet und einige Courage-Frauen nehmen daran teil.
Wir haben aus dem Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ von Stefan Engel gelesen und darüber diskutiert. Wir hatten die entsprechenden Kapitel für Taslima in Englisch dabei. Die sehr angeregte zweisprachige Diskussion ging um die Befreiung der Frau, die Rolle der Familie, Eigenständigkeit und wachsendes Selbstbewusstsein durch eigene Berufstätigkeit in einem halbfeudalen Land wie Bangladesh und einer kapitalistischen Hochburg wie Deutschland. Und darum, welche grundlegenden Veränderungen wir uns wünschen würden im Sozialismus, welche Erfahrungen wir aus dem ehemals sozialistischen China oder der Sowjetunion nutzen können. Taslima hat z.B. Fotoreportagen über alleinerziehende Mütter in New York gemacht und über erbitterte Kämpfe in Indien gegen  Lebensraumzerstörung für den Profit von Industriemonopolen, über das brutale Vorgehen gegen diesen Widerstand, ermordete, verschwundene Menschen, zerrissene, verzweifelte Familien. Und trotzdem oder gerade deshalb kämpfen sie weiter für ihre Befreiung. Ein lehrreicher Abend mit durchaus kontroversen Diskussionen zu einigen Fragen des Sozialismus. Das kann ich gar nicht alles hier beschreiben!

24.4.12 in Essen
Taslima hat die Nacht gut verbracht. Um 8 Uhr kam sie mit mir zur Haustüre - "look the sunlight". So wie es aussah, hatte sie schon Zeit an ihrem Laptop verbracht. Die Internet-Verbindung steht ja schon seit gestern abend.
Ihr Programm heute: arbeiten am Laptop, Frühstück, Spaziergang mit Nicole durch die Siedlung, zusammen einkaufen - aber shoppen, das will sie nicht! Um 16.30 Uhr fahren Nicole und sie dann mit dem Bus zum Courage-Zentrum. Taslima freut sich schon auf die "hot questions" vom Bundesvorstand.
Petra bringt Taslima ihr Zweit-Handy mit, das nur aufgeladen werden muss.

Sie muss sich erst etwas gewöhnen an unser kühles April-Klima und dafür wird sie gleich mit warmen Söckchen ausgestattet. Am frühen Abend treffen wir uns mit Taslima (Lima) im Courage-Zentrum, wo wir alle zusammen noch schnell einen frischen Salat zubereiten für das gemeinsame Essen.

Dann heißen wir Lima im Namen des Frauenverbandes Courage herzlich willkommen!
Taslima ist 38 Jahre jung, Fotojournalistin und Aktivistin – erst in der Studentenbewegung, heute in der Frauenbewegung. Sie ist die Koordinatorin der Frauenorganisation „Revolutionary Women Solidarity“, die sich 2005 gegründet hat.

Ihre Frauenorganisation arbeitet auch mit in einer Allianz „People’s Solidarity Movement“, in der verschiedene Organisationen zusammen arbeiten – Frauen-, Friedens-, Studenten- oder Arbeiterorganisationen. Sie treffen sich wöchentlich, informieren und diskutieren über nationale oder internationale Ereignisse. Ein Ziel ist Freiheit, Würde und Respekt für die Frauen und „die Welt verstehen zu lernen“. Außerdem bringen sie ein Magazin heraus.
In Bangladesh gibt es zwei Richtungen in der Frauenbewegung – eine parteilich orientierte und eine von NGOs gesteuert. Letztere werden finanziert aus anderen Ländern wie USA oder der Weltbank und halten die Frauen und das Land letztlich in Abhängigkeit. Als ein „negatives“ Beispiel führt sie die Mikrokredite an, die den armen Frauen keine wirkliche Hilfe sind, sondern oft in große Verschuldung treiben, die nicht selten bis zur Selbsttötung führt. Und dafür erhielt Yunuz aus Bangladesh,  der „Begründer“ dieser Kleinkredite, den Friedensnobelpreis.
Wir berichten von der Überparteilichkeit von Courage und der weltanschaulichen Offenheit (außer für Faschistinnen) als eine Lehre aus der Geschichte des Hitlerfaschismus und wie wichtig es ist, dass Frauen aus allen Schichten zusammen für ihre Befreiung kämpfen. Aber auch, dass diese Überparteilichkeit von antikommunistischen Angriffen attackiert wird. Dass die Gleichberechtigung in Deutschland zwar gesetzlich verankert ist, aber die Wirklichkeit anders aus sieht, verwundert Taslima nicht.
Sie berichtet, dass in Bangladesh das Recht der Religion über den Gesetzen des Staates herrscht z.B. nach dem islamischen Erbrecht erhalten Frauen immer nur die Hälfte eines Anteiles, die den Männern zusteht. Hindu-Frauen erhalten überhaupt keinen Anteil. Und die Regierung sagt, sie könne sich nicht gegen die Religion stellen. Heute haben Frauen sich die Plattform gegeben: „Gleiche Rechte von Mann und Frau ist unsere Mindestforderung!“ Gleiche Bezahlung gibt es wohl nur für Angestellte des Staates.
An der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2011/ 2016 ist sie interessiert und will sich weiter informieren über die Homepage, um Frauen aus Bangladesh für die Vorbereitung zu gewinnen. Dass die UN seit 1995 keine Weltfrauenkonferenzen mehr durchführte, aber nun nach 20 Jahren 2015 wieder eine UN-Weltfrauenkonferenz machen will, ist mit Sicherheit eine Reaktion auf die gestärkte internationale kämpferische Frauenbewegung.
Lima zeigt großes Interesse an der Geschichte von Deutschland, der Entwicklung von Technik und Industrie, den großen Monopolen wie Krupp, Opel oder Bayer und der Rolle der Arbeiter- und Frauenbewegung - aber nicht an einem Shopping „nur mit den Augen einkaufen“. Vor allem möchte sie die konkrete Arbeit des Frauenverbandes Courage kennen lernen und erleben.
Zum Besuchs-Start schenken wir ihr Lima ein Päckchen mit unserem Courage-Programm und Flyer in englischer Sprache und Werbematerial, was sie gerne entgegen nimmt.
Unsere junge Übersetzerin (aus Afghanistan) ist nicht zu „bremsen“, selbst nach 3 Stunden zeigt sie keinerlei Ermüdungserscheinung – im Gegenteil. Ihr Fazit: „Courage ist das Wichtigste in meinem Leben!“

23.4.12: Jetzt ist sie da - Taslima aus Bangladesh ist sicher gelandet!

Wir empfangen Taslima mit Courage-Fahne als Erkennungszeichen im Flughafen Düsseldorf. Am Essener HBF hat Sigrid uns mit dem Auto abgeholt, da wir mit "Öffis" gefahren sind. Unterwegs im Zug haben wir uns angeregt unterhalten, Taslima hat erste Fotos gemacht und wir hatten Zeit, uns etwas kennen zu lernen. Nicole, eine Courage-Frau aus Kamerun, wo Lima wohnt, empfing uns herzlich mit einem leckeren Essen, das Claude gekocht hat. Er ist aus Togo und mit Sigrid verheiratet. So hatten wir schon gleich einen wunderbaren internationalen Abend. Nicole spricht noch wenig Deutsch (immer besser), aber Französisch, jedoch kein Englisch. Sie hat festgestellt, dass viele Worte in Englisch und Französisch gleich sind, nur anders  ausgesprochen. Shamla ist aus Afghanistan und ein Sprachgenie. Sie kann richtig gut deutsch und englisch. Wir erzählen Lima, was wir uns als Besuchsprogramm überlegt haben. Auf jeden Fall treffen wir uns jeden Tag in unserem Courage-Zentrum, um gemeinsam zu essen. Für Donnerstag und Freitag haben wir öffentlich eingeladen, damit alle die Möglichkeit haben, Taslima, ihre Arbeit, ihr Leben und ihren Kampf kennen zu lernen und wir einen möglichst breiten Erfahrungsaustausch haben. Ich bin Petra, einfach "nur" Deutsche (Ruhrpottkind) mit kleinen Englisch- und Französischkenntnissen, aber mein Herz schlägt international!!! Nicht was uns trennt, nein, wichtig ist, was uns verbindet. Ich war vom Ortsvorstand Courage-Essen verantwortlich für diesen ersten Empfang, habe mich wohlgefühlt und bin wirklich stolz auf uns! Alles hat wunderbar geklappt.

Die Vorfreude auf unsere Gastfrau aus Bangladesh wächst!
Taslima besucht unseren Frauenverband Courage vom 23. April bis 7. Mai. Sie bringt nicht nur viele Erfahrungen vom Leben und Kampf der Textilarbeiter/innen mit, sondern auch eigene, anschauliche Bilder, die sie als Fotojournalistin gemacht. Sie selbst möchte vor allem unsere Ziele und die praktische Arbeit genauer kennen lernen. Wir sind sehr gespannt auf den gegenseitigen Erfahrungs- und Meinungsaustausch.

 

 

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