... das sagte Panagiotis Katsaros, Stahlarbeiter und Gewerkschaftssekretär vom Stahlwerk in Aspropirgos, bei der lang ersehnten und nun zustande gekommenen Veranstaltung am 20. Mai 2012 in Gelsenkirchen.
Er und Sofia Roditi, Sprecherin der griechischen Stahlarbeiterfrauen, vertraten die streikenden Stahlarbeiter.
Die 230 Teilnehmer begrüßten die ankommende Delegation mit minutenlangem Applaus während das Lied der Griechischen Stahlarbeiter gespielt wurde. Der ganze Saal, die Atmosphäre strahlte aus „Wir sind alle Griechen“
Sofia Roditi „Ich war bis vor einem halben Jahr eine ganz normale Hausfrau- das änderte sich innerhalb von 24 Stunden grundsätzlich. Mein Mann kam nach Hause und sagte `wir streiken`. Ich schaute als erstes in den Küchenschrank, wie lange das Essen noch reicht.“ Die Stahlarbeiter streiken seit 202 Tagen. Ihr Mann sagte:“ Wir streiken gegen die Entlassungen, die Lohnkürzungen, gegen die Regierung und gegen die Troika, für eine lebenswerte Zukunft der Kinder!“ „ Es ist falsch was man über uns erzählt, wir würden nur Ouzo trinken und am Meer sitzen. Wenn wir faul wären, wären wir keine Stahlarbeiter. Genau so falsch ist es was man uns erzählt- das deutsche Volk sei so wie Merkel.“
Bezeichnend ist das die erste Solidaritätsadresse von deutschen Automobilarbeitern kam. „Unsere Kraft ziehen wir aus der internationalen Solidarität, deshalb ist uns nichts zuviel, deshalb sind wir auch hier!“ Das konnte man richtig spüren.
An diesem Streik zeigt sich die Haltung, keiner ist alleine. Die beiden berichteten wie anders das Leben wurde und wie sie es organisieren. Die Frauen stehen Streikposten, organisieren die Verteilung der Lebensmittel, die Geldspenden, forderten und setzten durch, dass das Wasser und Strom für alle fließt. Die wichtigste Aufgabe, die sich die Frauen stellten ist die volle Unterstützung des Streiks. Sofia berichtete gerührt und voller Stolz, dass sie von Monika Gärtner Engel, Mitglied im kämpferischen Frauenrat, zum Frauenpolitischen Ratschlag eingeladen wurde, um dort zu sprechen.
Bei der anschließenden lebhaften Diskussion und warmherzigen Übergabe der Solidaritätsgeschenke wurde sehr deutlich was Panagiotis Katsaros zum wichtigsten Trumpf, der internationalen Solidarität, sagte: „Alle Arbeiter, auf der ganzen Welt erfahren Ausbeutung und Unterdrückung. Nur wenn wir uns weltweit vereinen werden wir siegen!“ Dazu passte, genau richtig, Die Internationale zum Abschluss.
Courage-Frauen überbrachten bei dieser Veranstaltung solidarische Grüße:
"Liebe Sofia und lieber Panagiotis,
wir möchten euch im Namen vom Bundesvorstand des Frauenverbands Courage als erstes zu eurem erfolgreichen Kampf gegen die Streikbrecher in dieser Woche und zu eurem Streik beglückwünschen. Wir freuen uns, dass ihr so kurzfristig nach Deutschland kommen konntet!
Euer Mut und Ausdauer, den Streik über 202 Tagen durchzuführen, bringt euch weit über Aspropirgos Anerkennung und Respekt.Die Regierung in Deutschland forciert die lebensverachtenden Sparmaßnahmen in eurem Land und damit auch die Massenarbeitslosigkeit, die Armut der Bevölkerung. Ihr zahlt, während den Banken und Konzernen zig Milliarden Euro zugeschoben werden. Griechenland hat es als eines der ersten Länder getroffen. Euer Streik macht den anderen europäischen Arbeiterinnen und Arbeitern Mut, auch in ihrem Land für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Wir lassen es nicht zu, dass die Troika von Internationalen Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und die Europäische Union (EU) die Lasten der Krisen auf uns Menschen abwälzen.
Einen Vorgeschmack auf härtere Zeiten erleben wir auch in Deutschland. 10 000 Frauen von „Schlecker“ wurden gekündigt, ohne soziale Absicherung. Die Frauen stehen ohne Arbeit und Geld da.
Es ist deshalb so wichtig, die gegenseitige Solidarität national und international aufzubauen und uns gegenseitig über die Erfahrungen des Widerstands zu informieren und die Solidarität zu organisieren. Nur gemeinsam sind wir stark - über Grenzen hinweg!
Unsere Solidarität als überparteilicher und internationalistischer Frauenverband Courage e.V. gilt besonders auch den Frauen, die ihre Männer in diesem Kampf voller Überzeugung unterstützen. Trotz der täglichen Sorge ums Überleben für die Familien seid ihr dabei und unterstützt den langen Atem des Streiks. Dazu gehört viel Kraft, Stärke und Mut, die wir euch und euren Männern von ganzen Herzen für den weiteren erfolgreichen Streik wünschen!
Hoch die internationale Solidarität!
Bundesvorstand Courage e.V., Brigitte Gebauer"
Solidaritätserklärung vom Frauenverband Courage, 15.Mai 2012
An die streikenden griechischen Stahlarbeiter und ihre Familien!
Wir haben erfahren, dass ihr seit 6 ½ Monaten im Streik steht für Lohnauszahlung und die Wiedereinstellung von 100 Stahlarbeiter-Kolleg/innen. Herzlichen Glückwunsch für soviel Entschlossenheit, Mut und Ausdauer, auch wenn der Kampf sicher nicht immer einfach ist!
Deswegen möchten wir – die Frauen vom Frauenverband Courage – euch einen kleinen „Mutmacher“ schicken und von ganzem Herzen unsere Solidarität zum Ausdruck bringen.
Und das besonders gerne von hier aus Duisburg, wo mitten im Ruhrgebiet in den 80er Jahren ebenfalls Stahlarbeiter monatelang lang für ihre Arbeitsplätze kämpften.
Hier sind wir natürlich gespannt, was eure Streikführer/innen uns berichten werden. Wie gut, dass auch eure Frauen euch den Rücken stärken!
Courage wird euren Kampf weiter bekannt machen, denn schließlich geht es dabei auch um die Zukunft der Jugend – und die liegt uns Frauen besonders am Herzen.
Wir beobachten auch mit großer Sympathie, wie mutig die Menschen insgesamt in Griechenland dagegen kämpfen, dass die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise gnadenlos auf ihrem Rücken abgeladen werden.
Wir finden es empörend, dass Banken und Konzerne Millionen Euros erhalten, während inzwischen etliche Familien und Kinder in Griechenland – mitten in Europa – hungern müssen. Doch das soll uns ein Ansporn sein, die Solidarität mit euch weiter zu entwickeln und unser Engagement für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu verstärken.
Lasst euch versichern, dass euer Kampf auf uns eine ermutigende und große Ausstrahlung hat – frei nach dem Motto: „Wir sind alle Griechen!“
Was allein hilft auf die Dauer? Arbeiterkraft und Frauenpower!
Hoch die internationale Solidarität!
Solidarische und herzliche Grüße vom Frauenverband Courage, Bundesvorstand
i.V. Gertrud Maahs und Linda Weißgerber
Am Dienstag, 15. Mai fand in Duisburg-Hamborn eine Solidaritätsveranstaltung statt mit ca. 120 Teilnehmer/innen. Erwartet wurden Sofia Rodich und Panagiotis Katsaros, Vertreter/in der seit dem 31.Oktober 2011 streikenden Stahlarbeiter in Aspropirgos - bei Athen. Leider konnten sie nicht kommen. Sie hatten sich kurzfristig entschieden, bei ihren streikenden Kollegen zu bleiben, da sich anbahnte, dass die Geschäftsleitung massiv gegen sie vorgehen würde. Und tatsächlich versuchte diese mit 300 Streikbrechern massiv den Streik zu unterlaufen - aber erfolglos! Die Stahlarbeiter blieben hart und einig!
Monique aus Duisburg informiert am13.5.:
Wir Courage-Frauen aus Duisburg haben von dem fast 200 Tage andauerndem selbständigem Streik erfahren. Außerdem nahmen einige von uns vor 2 Wochen an einer Veranstaltung von „Solidarität International“ Duisburg teil, in der dank Live-Schaltung direkt vom Kampf der Arbeiter und ihrer Familien, den Sorgen und Nöte, von der Hetze gegen ein ganzes Volk und die unsäglichen Auswirkungen der Krise auf das ganze Land berichtet wurde. In Teilen des Landes hungern die Menschen. Auch in Duisburg sind 400 Arbeitsplätze bei TSTG Schienentechnik in Gefahr. Dieses Traditionswerk, beste Schienenproduktion weltweit, soll zum Jahresende geschlossen werden. Einige der Arbeiter dort haben vor 25 Jahren den Arbeitskampf in Rheinhausen miterlebt und stehen nun ein zweites mal vor Schließung ihrer Hütte.
Es ist ermutigend wie das griechische Volk, vorne dran die Stahlarbeiter, sich selber organisieren in dem Kampf gegen EU, IWF und EZB. Stolz machte zu hören, dass vor allem die Frauen ihre Männer mit ganzer Kraft unterstützen, nicht nachzulassen in ihrem Kampf um Lohnauszahlung und Wiedereinstellung aller 100 gekündigten Stahlwerker! Sie erfahren Solidarität aus allen Teilen der griechischen Bevölkerung! Erschütternd ist, dass bisher bei uns niemand davon gehört hat, mit welchen miesen Methoden ein Volk erpresst wird. Nur ein Beispiel dazu: Private Häuserbauer müssen eine Steuer zahlen, die an die Stromabgabe gekoppelt ist. Können sie nun nicht mehr die hohen Strompreise zahlen, wird ihnen sofort der Strom abgedreht.
Unterstützen wir die Frauen der Stahlarbeiter in ihrem Kampf und machen wir den Streik bekannt. Sammeln wir Spenden und haltbare Lebensmittel!
Unterstützen wir die Stahlarbeiter im Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, um für den Lebensunterhalt zu sorgen und als Zukunftsinvestition aller Kinder!
Spenden zur Unterstützung der streikenden Stahlarbeiter und ihrer Familien können persönlich übergeben oder eingezahlt werden auf das Spendenkonto:
Solidarität International e.V., Konto 6100 800 584, BLZ 501 900 00 Frankfurter Volksbank, Stichwort: Solidarität mit den griechischen Stahlarbeitern
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