Das von Familienministerin Kristina Schröder geplante Betreuungsgeld – zu Recht „Herdprämie“ genannt – schlägt immer höhere Wellen.
Es sieht vor, dass Eltern, die ihre 2jährigen Kinder nicht in einer öffentlichen KITA betreuen lassen, von Januar 2013 an 100 Euro monatlich erhalten. 2014 soll die Leistung auf 150 Euro erhöht und auf Kinder mit 3 Jahren ausgeweitet werden. Mit den Worten „jeder soll sich die Erziehung aussuchen können, die er sich wünscht“ warb die Familienministerin am 28.6.2012 im Bundestag nochmals für diese Leistung. Doch durch einen Abstimmungsboykott im Bundestag musste die Einführung auf nach der Sommerpause verschoben werden. Daran sieht man schnell, wie umstritten diese unsinnige „Sozialleistung“ ist.
Für 2013 waren für das Betreuungsgeld bislang 400 Millionen Euro veranschlagt, für 2014 waren es 1,2 Milliarden! Auf der anderen Seite fehlen laut Berechnungen des Deutschen Jugendinstituts mindestens 260.000 Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren, auf die Eltern ab 1. August 2013 jedoch einen gesetzlichen Anspruch haben und die dringend gebraucht werden. Denn da sieht es mit der sogenannten Wahlfreiheit ganz schlecht aus, wenn wir als Frauen arbeiten wollen und müssen und keinen Betreuungsplatz für unsere Kinder haben. Besonders empörend ist es natürlich, dass Hartz-IV-Betroffene das Betreuungsgeld angerechnet bekämen und somit wieder ausgeschlossen wären. Auch daran sieht man, dass es hier gar nicht um das Wohl der Kinder und einer Entlastung der Eltern geht.
Frau Schröder gedachte mit dieser „Herdprämie“ wahrscheinlich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Erstens sollten wohl konservative Wählerschichten für die CDU/CSU angesprochen werden, besonders die bayrische CSU besteht ja penetrant auf der Einführung des Betreuungsgelds. Vielleicht hofft sie auch, dass die drohende Klagewelle durch den gesetzlichen Anspruch auf die fehlenden KITA-Betreuungsplätze für unter 3jährige nächstes Jahr abgemildert werden kann. Und drittens will sie weiterhin ihr rückständiges Familienbild mit dieser Pseudo-Wahlfreiheit festigen.
Wissenschaftler warnen eindringlich vor dem Betreuungsgeld bzw. davor, wenn Kinder überwiegend nur zuhause, statt mit Gleichaltrigen zusammen sind. Die Förderung aller Kinder durch den mehrjährige Besuch einer KITA ist eine wichtige Voraussetzung, um frühzeitig herkunftsbedingte Unterschiede abzubauen. Kinder lernen in größeren Gemeinschaften viel mehr und können ihre sozialen Fähigkeiten besser entwickeln. Genau das wollen wir!
Wir Courage-Frauen lehnen das Betreuungsgeld entschieden ab. Courage fordert den sofortigen Ausbau von qualifizierten und kostenlosen Betreuungsplätzen für die Kleinen, mehr Personal in KITAS sowie mehr Anerkennung und bessere Bezahlung für die Frauen und Männer, die diese verantwortungsvolle Tätigkeit ausüben. Denn schließlich sind die Kinder unsere Zukunft!
Andrea, Courage-Kempten |