Mit Kundgebungen am 5.5.14 (Foto zeigt Proteste in Mainz) brachten die Hebammen ihren anhaltenden Protest gegen die Bedrohung ihrer Existenzgrundlagen zum Ausdruck. Die jährliche Prämie für ihre Haftpflichtversicherung ist für freiberufliche Geburtshelferinnen kaum bezahlbar. Sie stieg von 1352 Euro 2003 auf 4480 Euro 2013. Ab 2015 soll die Versicherungsprämie auf 6000 Euro steigen. Die rund 15.700 freiberuflichen Hebammen in Deutschland verdienen im Durchschnitt pro Stunde gerade mal 7,50 Euro netto. Das gefährdet nicht nur die Existenz der Hebammen, sondern auch eine flächendeckende Geburtshilfe. Die schon heute vor allem auf dem Land bestehende Versorgungslücke würde dramatisch verschärft. (Quelle: Tagesschau, Hebammenverband)
Frauen von Courage-Wuppertal berichten über ein Treffen mit Hebammen:
Hebammen wehren sich gegen das „AUS“ ihres Berufes Hebammen aus der näheren Umgebung nahmen Kontakt mit Courage-Wuppertal auf. Sie wollen gerne mit uns zusammen arbeiten, weil ihr Beruf vom „Aussterben“ bedroht ist, und suchen Unterstützung für ihre Petition, um das „AUS“ zu verhindern. Anfang Mai 2014 besuchten uns zwei von ihnen in unserem Courage-Zentrum. Wir führten ein engagiertes Gespräch und erfuhren interessante Neuigkeiten über ihre Situation. Der Beruf der Hebamme sei für sie eine „Berufung“. Doch die seit 2004 übermäßig gestiegenen Prämien ihrer Haftpflicht-Versicherung können immer weniger Hebammen bezahlen. Grund für die Steigerung der Prämien sei der, dass Kinder heutzutage nach einem Geburtsschaden länger leben (dank medizinischer Hilfe), obwohl es de facto weniger Schäden gebe - eigentlich eine erfreuliche Entwicklung! 30 Jahre nach einer Geburt kann die Hebamme für Spätschäden verantwortlich gemacht werden. Betrug die Prämie vor 2004 noch 250 Euro im Jahr, steigt sie nun auf 5100 Euro und noch mehr. Damit wäre das „Aus“ für freie Hebammen vorprogrammiert, obwohl es ein Grundrecht auf „freie Berufswahl“ gibt. Deshalb haben sie eine Petition vorbereitet, um dagegen anzugehen. Wird die Petition genehmigt, müssen innerhalb von vier Wochen 50.000 Unterschriften gesammelt werden. Bundesweit gibt es ca. 20.000 Hebammen, die eine gute Ausbildung haben. Alle 3 Jahre müssen sie 60 Stunden Fortbildung nachweisen – so die Festlegung des Qualitätsmanagements. Angestellte Hebammen sind durch ihren Arbeitgeber versichert, freiberufliche müssen sich selber versichern, doch das wird für die meisten nun unbezahlbar - derweil die Versicherungen im Geld schwimmen! Und wer weiß denn, dass ein Arzt nicht ohne eine Hebamme eine „normale“ Geburt durchführen darf? In ländlichen Gegenden oder auf etlichen Inseln gibt es schon keine Hebammen mehr. Dort „musste“ deshalb ein Kind mit Kaiserschnitt zur Welt geholt werden. Oder ist das vielleicht gewollt, weil ein Kaiserschnitt höher abgerechnet werden kann? Und wie soll eine werdende Mutter ihr Recht auf „freie Wahl des Geburtsortes“ verwirklichen, wenn es keine freiberuflichen Hebammen mehr gibt? Wie und wo Kinder das Licht der Welt erblicken und in ihr Leben starten, ist eine äußerst wichtige persönliche und gesellschaftliche Frage! Deshalb haben wir beraten, wie über die Petition hinaus eine noch größere Öffentlichkeit und Zusammenarbeit entwickelt werden kann: Am Internationalen Tag der Hebammen (5.Mai) protestieren die Hebammen auf der Straße. Beim Frauenpolitischen Ratschlag (3.-5. Oktober in Chemnitz) können sie ihre Situation bekannter machen und weitere Unterstützerinnen finden. Courage wird ihre Petition in Zeitung und Homepage veröffentlichen und ihren Kampf weiter unterstützen. Wir verabschieden uns voller Zuversicht: wir wünschen ihnen viel Erfolg bei ihrer Petition und sie uns viel Erfolg für die Wiedererlangung unserer Gemeinnützigkeit. Beide Anliegen sind wichtig und gemeinnützig, denn es geht um die berechtigten Interessen der Frauen und die Zukunft der Kinder! Courage-Wuppertal |