Durch eine Lese- und Diskussionsveranstaltung zu dem Buch: „Reise zu den Frauen der Welt“ hat sich unsere Courage-Gruppe Witten mit dem Thema Aids auseinander gesetzt. Außerdem haben wir von der Witwenorganisation AVEGA gehört, die Esther Mujawajo-Keiner in Ruanda mit gegründet hat. Diese Organisation setzt sich dafür ein, dass die Witwen, die den Völkermord überlebt haben, durch eine Kuh eine neue Lebensgrundlage erhalten. In Ruanda ist für eine Witwe eine Kuh gleichzeitig die Lebensversicherung, das Bankkonto und die Chance zum
Überleben. Esther Mujawajo-Keiner hatte damals einen Wunsch, sie sagte: „Für jede Witwe eine Kuh und Solidarität unter den Menschen.“ Bei dieser oben genannten Diskussionsrunde stellte dann eine Frau die ganz entscheidende Frage: “Was kostet denn eine Kuh in Ruanda? “ Da auf diese Frage niemand eine Antwort hatte, wurde beschlossen, dass wir uns an die Witwenorganisation AVEGA wenden und nachfragen, was eine Kuh kostet. Denn eines war klar, eine Kuh wollten wir auf jeden Fall spenden. Als dann geklärt war, dass eine Kuh in Ruanda 100 € kostet, waren wir nicht mehr zu bremsen und sammelten bei jeder Gelegenheit - ob am Stand, bei Freunden und Verwandten und machten dies in der Presse breit bekannt.
Auf unserem Sommerfest im August 2007 haben wir Esther Mujawajo-Keiner dann eingeladen, um ihr feierlich unseren Scheck in Höhe von 600 Euro zu überreichen. Besonders gefreut hat uns, dass die Osteoporosegruppe, die sich in der gleichen Einrichtungen wie wir trifft, unsere Idee aufgegriffen hat und 100 € beisteuerten. Danach hörten wir lange Zeit wenig von Esther Mujawajo-Keiner. Bis zum Sonntag, den 27.1.08 – denn da fand in Bochum-Langendreeher wieder eine Veranstaltung mit ihr statt, sie stellte ihr neues Buch vor: “Die Suche nach Stephanie“, erschienen im Peter Hammer Verlag. Diese Möglichkeit habe ich genutzt, um mich bei Esther danach zu erkundigen, wie es ihr, den Frauen in Ruanda und natürlich auch den Kühen geht. Und sie freute sich sehr, mich wieder zu sehen. Auch hatte Sie auf einem Infotisch ein Brief ausgelegt mit einem Dank an alle Unterstützter, den ich hier wörtlich wiedergebe:
Danke für die Unterstützung!
Bis heute wurden über 200 Kühe vergeben. Die Mitarbeiterinnen von AVEGA vor Ort sagen uns, wie glücklich die Frauen über diese Hilfen sind. Es ist zum einen das Gefühl, dass sie Freundinnen und Freunde haben, die sie zwar noch nie getroffen haben, aber die trotzdem an ihrem Schicksal interessiert sind. Schon diese Geste der Freundschaft und der Solidarität ist wichtig. Die Kühe sind, zweitens, eine Hilfe auf dem Weg, wieder Selbstvertrauen aufzubauen. Als Witwe ist man auf der untersten Sprosse der sozialen Stufenleiter. Jetzt, mit einer Kuh, die jeden Abend unter ihr Dach heimkommt, ist man wieder wer. Für viele Witwen leitete, drittens, das Kuhgeschenk auch eine Art Therapie ein. Sie knüpfen zum ersten Mal seit über 10 Jahren wieder an ihr Leben von früher vor dem Völkermord an. Eine Frau drückte das so aus: „Ich bin so glücklich, wieder den Kuhmist zu riechen und in der Nacht das Wiederkäuen meiner Kuh zu hören." Dieser Geruch und dieses Geräusch waren vorher Teil ihrer Welt gewesen. Jetzt können sie - trotz des Verlustes der Familie, des Hauses, des sozialen Status - an früher anknüpfen.
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