Mehr über Courage...
Courage - der Name soll Programm sein und das besondere Profil des Verbandes kennzeichnen: überparteilich und international, solidarisch und demokratisch – ein Zusammenschluss von Frauen jeden Alters und jeder Tätigkeit. Weiterlesen
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Eine mutige Kämpferin und Freundin ist nicht mehr unter uns |
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28.03.2015
Barbare Emme ist überraschend und unerwartet mit nur 57 Jahren an Herzversagen gestorben. Bundesweit bekannt ist sie unter „Emmely“, Kassiererin von Kaiser´s Tengelmann, die erfolgreich gegen ihre ungerechtfertigte Kündigung gekämpft hat. Sie soll Pfandbons im Wert von 1,30 € unrechtmäßig eingelöst haben.
Der wahre Grund war der vorangegangene Streik um bessere Löhne und Bezahlung nach Tarif im Einzelhandel von Oktober 2008 - Juni 2009, den sie als aktive Gewerkschafterin von Anfang bis Ende durchgezogen hat.
Für Emmely war es undenkbar, die Vorwürfe hinzunehmen. Die ersten beiden Prozesse hat Emmely verloren, aber Emmely gab nicht auf. Ihre Hartnäckigkeit und Standfestigkeit haben uns alle sehr beeindruckt.
Es ging ihr nicht nur um ihre Person, sondern um die Rechte aller Arbeiterinnen. Daher war ihr die Gewerkschaftsarbeit ein großes Anliegen. Nach zwei Jahren hat sie vor dem Bundesarbeitsgericht gewonnen! Das war ein Riesenerfolg! Er setzte ein Zeichen gegen Willkür von Unternehmen und gegen Bagatell-Kündigungen, eine beliebte Methode, kritische Kolleg/innen los zu werden.
Garant für den Erfolg von Emmely war die bundesweite Solidarität, mit organisiert von einem Solidaritätskomitee. Emmely hat der Kampf viel Kraft gekostet, die Solidarität hat ihr immer wieder neu Kraft gegeben.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir Courage-Frauen aus Berlin sie das erste Mal zu Hause besuchten, um mit ihr ein Interview für die Courage-Zeitung zu machen. Wir wurden sehr nett empfangen und sie zeigte uns stolz ihre vielen Ordner, wo sie alle Zeitungsartikel,
Solidaritätsschreiben und den Briefwechsel zwischen Anwalt und Kaiser`s aufbewahrte. Sie war eine gefragte Frau, uns beeindruckte ihre Natürlichkeit und Bescheidenheit. Zu der Zeit sah sie sich selber noch nicht als politische Frau, aber Ungerechtigkeiten konnte sie nicht
zulassen.
Mit der Zeit entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen uns. Trotz langer Schichten, ihrer vielen Netzwerksverbindungen und anderer Verpflichtungen nahm sie an den letzten drei Frauenpolitischen Ratschlägen teil, wo sie anderen Mut machte sich zu wehren. Mit Unterstützung des Komitees “Solidarität mit Emmely“ wurde das Buch „gestreikt-gekündigt-gekämpft-gewonnen“ herausgegeben und ihre Kampferfahrungen allen zugänglich gemacht. Schreiben war eines ihrer Hobbys. Für später plante sie ein eigenes Buch.
Ihr Kampf war nicht nur hier bekannt, sondern auch international. Sie war mit in Venezuela, der 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Sie konnte kein Spanisch, aber für Emmely war es kein Problem sich zu verständigen und neue Freundinnen zu finden. Für sie stand fest, dass sie 2015 zur zweiten Weltfrauenkonferenz nach Nepal fahren würde, diesmal als Delegierte – dafür wollte sie sich 2015 bewerben.
Neben ihrer politischen Arbeit war ihr ihre Familie sehr wichtig. Sie liebte die Natur und wann immer sie Zeit fand, war sie auf dem Campingplatz und mit ihrem Boot auf den Berliner Seen unterwegs. Dort tankte sie Energie. Ausgelassen feierten wir auf zwei Inselfesten am Plauer See mit ihr gemeinsam.
Mit ihrem erreichten Erfolg gab sie sich nicht zufrieden, denn der Kampf um die Arbeitsrechte war nicht zu Ende. Sie nutzte regelmäßig Bildungsurlaube, den GewerkschafterInnen in Frankreich organisierten. Das gleiche Anliegen, gemeinsam gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen, verband sie. Um sich besser mit den KollegInnen zu verständigen lernte sie Französisch.
Für ihre Kandidatur als Betriebsrätin 2014 legte man ihr viele Steine in den Weg. Doch Emmely blieb hartnäckig, sammelte in kurzer Zeit die vorgeschriebenen Unterstützungsunterschriften und wurde schließlich erfolgreich in den Betriebsrat gewählt.
Emmely, wir vermissen dich, aber wir wollen mit dem schließen, was du uns auf dem 10. Frauenpolitischen Ratschlag 2012 in deinem Redebeitrag weitergegeben hast:
„Ich möchte noch mal zum Ausdruck bringen, dass Kämpfe jeglicher Art ohne aktive Solidarität fast unmöglich sind. Deshalb ist es wichtig sich Menschen zu suchen und zu finden, die Soli-Kreise aufbauen und dann aktiv begleiten, Solidarität auch über Ländergrenzen hinaus
aufzubauen, erweitern und pflegen. Ohne sie geht es nicht. Ich möchte mit meinen Ausführungen Mut machen sich zu trauen, auch seine Kämpfe in der Öffentlichkeit präsent zu machen, um Missstände einzugrenzen und für bessere Lebensbedingungen einzustehen, damit sich auch andere trauen. Wir sind alle mündige Persönlichkeiten und sollten auch weiterhin den aufrechten Gang gehen können und mit klarem Blick unsere Welt sehen und wahrnehmen. Mein Spruch, der mir in der Kündigungszeit geholfen hat, lautet auch heute noch: Wer nicht kämpft hat schon verloren, wer kämpft kann gewinnen. Jeder kann das -
ihr auch.“
Diese Worte sind uns Verpflichtung – Emmely lebt in unseren Herzen und in unserem Kampf weiter.
Zwei Courage-Frauen aus Berlin (für den Frauenverband Courage e.V. und den Kämpferischen Frauenrat)
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