Sonnur Demiray wurde am 26. Juni 2013 im Rahmen von bundesweiten Razzien gegen Aktivitisten des anatolischen Vereins, einer legalen Migrantenorganisation, festgenommen. Sie wurde wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung nach §129b zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Frauenverband Courage erhielt einen Brief von ihrem Mann Haydar Demiray.
Darin heißt es:
Meine Frau Sonnur Demiray ist eine türkische Antifaschistin. Sie wurde am 26. Juni 2013 verhaftet und befindet sich zurzeit in der JVA Köln-Ossendorf. Gründe dafür waren ihre politische Gesinnung und legalen Aktivitäten. Sie erhielt eine überzogen lange Haftstrafe. Schon zu Beginn ihrer Haftzeit wurde sie isoliert.
Die Auswirkungen der langen Haftzeit und Isolation auf meine Frau sind mittlerweile deutlich zutage getreten. Seit geraumer Zeit ist sie gesundheitlich stark angeschlagen und zeigt ernsthafte Krankheitssymptome.
Sonnur Demiray hat über Zweidrittel ihrer Haftzeit abgesessen und sie muss auch die restliche Haftzeit absitzen, obwohl eine frühzeitige Haftentlassung in ihrer Situation nicht nur angebracht, sondern notwendig ist. Zudem ist es mehr als unverständlich, dass ihr der rechtlich mögliche Übergang in den offenen Vollzug verwehrt wird.
In diesem Sinne appelliere ich an alle fortschrittlichen Personen, Organisationen und an die demokratische Presse, diese legitimen Forderungen zu unterstützen.
Haydar Demiray”
Im Solidaritätsbrief des Frauenverbands Courage heißt es:
"Wir möchten Ihnen und Ihrer Frau solidarische Grüße des Frauenverbands Courage übermitteln. Ihr Protestbrief hat uns sehr berührt. Denn unsere Freundin Latife, die unter dem gleichen Vorwurf wie Ihre Frau zu 3 Jahren und 3 Monaten Haft verteilt wurde, musste nach Zurückweisung ihrer Berufung innerhalb weniger Tage im Juni 2018 ihre Haft antreten. Trotz schwieriger familiärer Bedingungen wurde ihr kein Aufschub gewährt.
Wir finden es empörend und menschenverachtend, dass Sonnur trotz ihres Gesundheitszustands nicht aus der Haft entlassen wird, damit sie sich behandeln lassen kann. Es wird noch nicht einmal von der Möglichkeit des offenen Vollzugs Gebrauch gemacht.
Weder Ihre Frau noch Latife haben irgendein Verbrechen begangen. Sie wurden allein wegen ihrer Gesinnung zu hohen Haftstrafen verurteilt. Besonders wütend sind wir, wenn wir die Urteile gegen Ihre Frau und Latife vergleichen mit den in dieser Woche gefällten Urteilen im NSU-Prozess. André Emminger, der die NSU-Mörder mit Autos, Wohnungen, logistischer Unterstützung versorgte, Beate Zschäpe zur Flucht verhalf, der seine faschistische Gesinnung auch während des Prozesses offen zur Schau stellte, wurde zu gerade mal zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, obwohl die Staatsanwaltschaft 12 Jahre gefordert hatte. Er konnte das Gericht als vorerst freier Mann verlassen – bejubelt von im Gericht anwesenden Neonazis. Das ist ein schwerer Schlag ins Gesicht der Angehörigen der Opfer. Damit sendet das Gericht ein Signal, das zu der gegenwärtigen Rechtsentwicklung der Regierung passt.
Dagegen müssen wir uns breit zusammenschließen. In diesem Sinne unterstützen wir Ihren Protest. Bitte halten Sie uns auf dem Laufendem über geplanten Protestaktionen, damit wir die örtlichen Courage-Gruppen informieren können.
Wir fordern:
- Sofortige Freilassung von Sonnur Demiray!
- Sofortige Aufhebung der Isolationshaft von Sonnur und Gewährung medizinischer und psychiatrischer Hilfe!
- Sofortige Beendigung der politischen, militärischen und geheimdienstlichen Zusammenarbeit mit dem türkischen Regime!
- Schluss mit der Kriminalisierung linker Oppositioneller aus der Türkei! Weg mit den Unterdrückungsparagraphen 129a und b!"
Herr Demiray ist jeden Tag von Montag bis Samstag von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr vor der JVA Köln Ossendorf.
Er freut sich auf Besuch und Unterstützung.
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