Das machten Zehntausende von Menschen in den letzten Wochen europaweit bei Demonstrationen klar. Auch Courage-Frauen zeigten dabei Flagge.
Carola Rackete, Kapitänin der „Sea Watch 3“, hatte am 12. Juni 47 Kilometer vor der libyschen Küsten 53 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet. Nach wochenlangem Warten auf eine Genehmigung, lief sie trotz des Verbots der italienischen Regierung am 29. Juni den Hafen von Lampedusa an. Sie wurde verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Diesen hob ein Gericht 3 Tage später auf.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt aber weiter wegen der angeblichen „Erleichterung der illegalen Einwanderung“ und des "Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und ein italienisches Kriegsschiff".
Carola Racket gehört unsere Hochachtung und unsere volle Solidarität.
Es sind Kriege, verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung, Armut und Hunger, Gewalt gegen Frauen und Kinder, faschistische und rechte Regierungen, regionale Umweltkatastrophen, Ausbreitung der Wüsten, Landraub für Exportproduktion usw., die weltweit über 70 Millionen Menschen in die Flucht treiben. Allein 2018 sind mehr als 2200 von ihnen im Mittelmeer ertrunken, weil ihnen sichere Fluchtwege verweigert werden. Wir verteidigen das Recht auf Flucht vor Verhältnissen, die diejenigen mit verursacht haben, die eine rigorose Abschottungs- und Abschiebepolitik gegenüber Flüchtlingen betreiben. Diese Verhältnisse sind das Problem und nicht die Menschen, die vor ihnen fliehen.
Der Frauenverband Courage hat folgende Solidaritätserklärung an Carola Rackete geschickt:
Liebe Carola,
der Frauenverband Courage möchte dir seinen großen Dank für den Mut und die Unerschrockenheit aussprechen, mit der du die Flüchtlinge nach einer wochenlangen Irrfahrt gerettet hast. Einmal mehr ist es eine Frau, die den Mut findet gegen eine repressive Flüchtlingspolitik Widerstand zu leisten.Wir vom Frauenverband Courage unterstützen u.a. Fleur Enangue, eine Frau aus Camerun, die ihren 2-jährigen Sohn bei der Flucht über das Mittelmeer verloren hat. Inzwischen ist sie in Deutschland, wird aber von Ausweisung nach Dublin III bedroht zurück nach Italien geschickt zu werden. Dort leben die Flüchtlinge auf der Straße ohne jede Anerkennung oder Hilfe durch den italienischen Staat ein menschenunwürdiges Leben.
Der italienische Innenminister Salvini hat durch seine Aussagen nach deiner Verhaftung erneut bewiesen, wie unmenschlich die italienische Regierung mit Flüchtlingen umgeht, die durch die allgemeine europäische Flüchtlingspolitik kaum eine andere Chance haben, als die Flucht über Italien anzutreten. Das ist nicht nur ein Problem der italienischen Regierung, sondern der gesamten europäischen Gemeinschaft. Wir verurteilen diese Politik scharf, denn es sollte in erster Linie um Menschenleben und um menschenwürdiges Leben gehen, egal in welchem Land. Europa hat die Möglichkeit, Menschen in Not aufzunehmen und es gibt keinen Grund, dass Flüchtende im Mittelmeer ertrinken müssen.
Liebe Carola,
wir bereiten gerade aktiv den 12. Frauenpolitischen Ratschlag vor, der vom 1.-3. November in Erfurt stattfindet. Das ist ein großes überparteiliches und selbstorganisiertes frauenpolitisches Ereignis. In 7 Foren wird über viele gesellschaftliche Lebensfragen diskutiert. Ein Forum behandelt das Thema „Migration – die Quelle gesellschaftlichen Fortschritts“. Mutige und couragierte Frauen wie Du treffen sich dort und wir möchten dich gerne dazu einladen. Es wäre eine große Freude und Ehre für uns, wenn du daran teilnehmen könntest. Wir würden dich auch gerne als Schirmfrau für den Frauenpolitischen Ratschlag gewinnen.
Wir stehen im Kampf gegen deine ungerechtfertigte Verhaftung bzw. Ausweisung aus Italien hinter dir und werden alles uns Mögliche tun, damit du nicht für etwas verurteilt wirst, was in unserem Grundgesetz jedem einzelnen Menschen zugesichert wird, nämlich das Recht auf Unversehrtheit. Du hast versucht, den geflüchteten Menschen dieses Recht zu sichern. Dafür darf niemand verurteilt werden.
Solidarische Grüße vom Frauenverband Courage e.V. |
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