„Die göttliche Ordnung“ – spannender, humorvoller Kinofilm mit einer Mut machenden Botschaft über die Gleichberechtigung und Befreiung der Frau Er erzählt den Kampf um die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz 1971 am Beispiel von Nora Ruckstuhl, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern. In einem Appenzeller Dorf beginnt sie sich langsam, aber hartnäckig für das Frauenstimmrecht einzusetzen – und dafür, wieder berufstätig sein zu können. Nur Socken waschen und den tyrannischen Schwiegervater bedienen, das reicht ihr nicht. Als sie dies ihrem Mann anvertraut, verbietet er ihr, eine Stelle zu suchen – und kann sich dabei auf das Gesetz berufen. Bis 1988 befahl das Schweizer Eherecht, dass der Mann als Oberhaupt der Familie nicht nur allein über das Geld verfügen, sondern auch entscheiden durfte, ob die Gattin arbeiten gehen darf oder nicht.
Für gesellschaftliche Gleichberechtigung Von den politischen Ambitionen von Nora werden mehr und mehr Frauen angesteckt. Frauenrechte sind Menschenrechte - das ist von Anfang an das Motto der Frauen für ihren Kampf. Der Film ist wohltuend differenziert und zeigt, dass auch Männer unter der rigiden Rollenverteilung leiden, ja an dieser zerbrechen können. Und er zeigt weiter, dass der Kampf außerhalb der Parlamente entscheidend ist. Nur durch ihren Kampf konnten die Frauen erreichen, dass die Männer sich schließlich für das Frauenstimmrecht einsetzten. Die „Göttliche Ordnung“ ist nicht zuletzt deshalb ein wichtiger Film, weil die jüngere Generation kaum mehr etwas über diese Kämpfe weiß. Gegen eine verstaubte und verlogene Sexualmoral Es wird ein weiteres dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte thematisiert: die administrative Verwahrung von Mädchen und Frauen in Heimen und Gefängnissen. Die widerspenstige Tochter der Schwägerin von Nora wird ohne Verfahren ins Gefängnis gesteckt. Ihr Verbrechen: Sie ist rebellisch, trägt Miniröcke und liebt einen langhaarigen Motorradfahrer. Wie sie wurden bis Anfang der 1980er Hunderte Frauen weggesperrt. Viele wussten von der Ungerechtigkeit, aber nur wenige haben sich gewehrt. Treffend heißt es im Film: Wenn niemand den Mund aufmacht, dann ändert sich auch nichts zum Guten. Und heute? Und morgen? Erreicht haben wir einiges, aber noch lange nicht alles. Die Zeit der „Göttlichen Ordnungen“ ist noch nicht vorbei. Und vieles, was uns sicher schien, ist wieder infrage gestellt. In den USA ist ein Frauenverächter zum Präsidenten gewählt worden, ultrarechte und faschistische Bewegungen bedrohen die Errungenschaften der bisher erreichten Erfolge in der Gleichberechtigung. Die große Philosophin Simone de Beauvoir hat immer davor gewarnt: Ändern sich die politischen Verhältnisse, sind die Frauenrechte rasch weg. Auch deshalb kam der Film zur richtigen Zeit. Astrid und Angelika, Göppingen
(ab 1.12.2017 erhältlich als DVD, 16.99 €) |