| Mobbing fängt nicht einfach an |
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Karin ist seit mehr als 20 Jahren im Betrieb. Sie arbeitet seit der „Kinderpause“ in diesem Betrieb und hat in all den Jahren die Anforderungen gut gemeistert. Als die Kinder größer waren, ging sie auf Vollzeit, war eine allseits geschätzte Kollegin. Sie wurde in die Mitarbeitervertretung gewählt, hatte das Vertrauen der Kolleginnen. Dann wird der Betrieb umstrukturiert, manche Tätigkeiten werden überflüssig. Die Geschäftsleitung beginnt, ältere Kolleginnen gezielt anzugreifen. Karin organisiert Solidarität, sie stellt sich vor die Kolleginnen, sie greift auf und gegenüber der Geschäftsleitung an, dass das Betriebsklima schlechter geworden ist. Und sie merkt erst gar nicht, wie sie selbst ins Visier gerät: man gibt ihr Arbeiten, die eher sinnlos erscheinen. Man will unter Vorwänden der Ablaufoptimierung mehr Kontrollen einbauen, gezielt werden Fehler genützt, um Karin bei Kollegen zu diskreditieren. Ihr Selbstbewusstsein rutscht in den Keller, ein Teufelskreis ist losgetreten.Karin denkt zunächst, das läge an ihr, sie mache halt Fehler. Sie hat das Gefühl, nicht mehr gut genug zu sein, bis es soweit ist: Karin fällt in eine Depression. Grund: das Mobbing, das eingesetzt hat, als man von der Geschäftsleitung beschlossen hatte, auch Karin los zu werden. In der anschließenden therapeutischen Behandlung wurde zunächst geklärt: Mobbing ist eine Form von Gewalt gegen Mitmenschen. Mobbing wird besonders oft gegen Frauen angewandt. Mobbing kommt statistisch besonders oft in Sozialbetrieben vor, wo viele Frauen arbeiten. „Beschäftigte in sozialen Berufen wie auch Verkaufspersonal tragen laut einer Studie im Auftrag von Ver.di ein sehr hohes Mobbingrisiko. (…) Mobbing-Opfer sind vorwiegend Frauen.“ (Ver.di - Homepage) Es gibt Seminare für Führungskräfte, wo „geschult“ wird, wie man Mitarbeiterinnen los wird. In der Therapie lernt Karin, wie man damit umgeht: Mobbing-Tagebuch führen, sobald man erste Anzeichen erkennt. Emails etc. sammeln und Gesprächsnotizen machen, was der Vorgesetzte mit einem bespricht, wie die Kolleginnen reagieren. Sich mit Freundinnen besprechen (am besten in der Courage-Gruppe) und sich gemeinsam wehren, auch juristisch, jeden Schritt besprechen, die gesellschaftlichen Umstände klären. Mobbing ist Körperverletzung und Gewalt - und besonders häufig gegen Frauen! Courage München
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